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1. Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 394

1855 - Mainz : Kunze
392 Asien — Vorder-Jndien. Kriegsvolk aus Europa hinüber senden konnten, war nie von großer Bedeutung. Ja nicht einmal das brittische Reich, sondern eine bloße Handelsgesellschaft, die oft indische Kompanie, war es, von der die großen Erwerbungen, freilich gar bald mit Hülfe brittischer Regimenter, Generale und Staatsmänner, aus- gingen. Und dennoch herrscht England jetzt in Asien über ein Reich von 150 Mill. Menschen, und zwar so, daß die eingebornen Völker nicht eben grollend ihren europäischen Herrn gegenüberstehen, und selbst der Menschenfreund, dem Unterjochungen durch Fremde ein Greuel sind, sagen muß: Hier sei einmal ein Eroberungssystem durchgeführt worden, das den Unterworfenen zur Wohlfahrt gereiche. Der Hauptgrund davon liegt in der politischen und religiösen Denkart der brittischen Nation. Bloße Klugheit ohne überlegene Kriegsheere hätte so Großes nicht vermocht. Den Portugiesen oder Spaniern, selbst von Männern wie Cortez und Albuquerque geführt, wäre es nie gelungen, denn sie hätten nur Despotism und Religionshaß mit sich gebracht. Die Britten dagegen. an freie bürgerliche Einrichtungen und religiöse Duldung gewöhnt, tasteten die Bräuche und Regiernngsformen der einmal Bezwungenen nicht an; im Gegentheil brachten sie den so oft unterjochten und,niedergetretenen Völkern Schutz gegen Willkühr, Sicherheit auf den Straßen, Belebung der Gewerbe, und zuletzt sogar die Mög- lichkeit einer neuen mit europäischer Bildung verwandten Entwickelung. Dabei wurden freilich, sobald sie bei günstigen Anlässen ihre anfänglichen Handelszwecke zu politischen erweiterten, diplomatische Ränke so wenig wie Gewaltschritte ge- spart, aber die Völker waren erstaunt, in ihnen Sieger zu sehen, denen der höhnende Uebermntb. die ungesättigte Raubsucht, die gegen Nationalheiligthümer sich richtende intolerante Wuth moslemischer Eroberer fremd war. Friede waltet jetzt vom Himalaya bis Ceylon, der ungestörtere Verkehr weckt die Thätigkeit des Volks, und wie man rhu zu Lande nordwestwärts in die inner- asiatischen Länder auszudehnen sucht, so sind 5000 einheimische Fahrzeuge mit dem Seehandel beschäftigt. Nicht blos auf dem Ganges, auch ans dem Indus, seit der Britte Burnes diesen Strom in 60 Tagen bis Lahore hinauf und in 15 Tagen abwärts fuhr, lassen sich Dampfboote sehen. Die Landstraßen, woran es bisher sehr gebrach, werden allmählig vermehrt, und selbst an Eisen- bahnen zu denken hat die Entdeckung von Steinkohlenlagern möglich gemacht. Die brittische Kriegsmacht in Indien ist allerdings, da man vieler von einander entfernter Garnisonen bedarf, sehr bedeutend (nämlich 250000 M.), allein sie besteht größtentheils (nur 35000 sind Europäer) aus Eingebornen, einerlei ob sie den Schiwa oder den Allah anrufen, und nur die hohen Offizier- grade haben sich die Britten vorbehalten; Subalternoffiziere und Aerzte werden meistens aus den Indiern genommen. So helfen diese selbst den Ausländern ihre Siege erfechten, und obwohl dadurch kriegerischer gewöhnt, denken sie nicht daran, ihre siebenfach überlegene Zahl gegen ihre Beherrscher zu wenden*). *) Von den 215000 Mann indischer Truppen sind V, regelmäßige oder Seapoys, die übrigen sind ungeregelt.
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