1855 -
Mainz
: Kunze
- Autor: Schacht, Theodor
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Afrika — die Berberei.
Der südwestlichste Landstrich, das ferne Sus, bewässert von vielen Gebirgs-
flüßchen, wurde 1810 durch den Marabut Sidi Hescham unabhängig, und ist
noch ein eigner Staat.
cl. Die französische Provinz Algier oder Aldschir, das alte Numi-
dien, von den Arabern Mogrib Ausath oder mittleres Abendland genannt. Es
erstreckt sich 136 M. lang am Mittelmeere hin, von der Bona Bai im Osten bis
hinter die Tafna im Westen, liegt also zwischen den Staaten Tunis und Ma-
rokko, und wird auf 6000 Qm. berechnet. (Siehe vorhin S. 417.) Bevöl-
kerung des ganzen Landes: 3^ Mill., worunter 80000 Juden. — Aus der
neueren Geschichte ist zu merken, daß die Spanier nach der Bewältigung Gra-
nadas auch an die muselmännische Küste Afrikas ihre Waffen trugen und Oran,
Algier u. s. w. eroberten. Allein zu Solymans des Großen Zeit nahm der
gefürchtete Seeräuber Hornk Barbarossa, eines Töpfers Sobn aus Mity-
lene 1516 den Christen Algier wieder ab. Sein gleich tapfrer Bruder Hai red-
diu erweiterte den Besitz und bewarb sich um den Schutz des Sultans, der ihn
zum Kapudan Pascha ernannte. Vergeblich erschien Karl V. vor Algier 1541,
das Glück, das er vor Tunis gehabt, ward ihm untreu, die Türken schlugen sein
Heer und der Sturm seine Flotte; worauf die neue Regierung erst gesichert da-
stand, 1551 auch Tri poli und 1574 Tunis in türkische Gewalt geriet!). An-
fangs wurden die 3 Raubstaaten durch Paschas beherrscht, bald aber durch
deren Deys als Vorsitzer im Diwan, die sich mit Hülfe der türkischen Solda-
teska zu Herrn machten. Die Deys waren nicht Erbfürsten; von Soldaten ge-
wählt wurden sie auch oft gemordet. Ihre Regierung war nichts als eine wilde
Soldatenherrschaft, hauptsächlich zu Algier, wo man dem Völkerrechte am meisten
Trotz bot und somit den 5. Juli 1830 herbeiführte, wo der französische General
Bourmont die Stadt eroberte und der Herrschaft der türkischen Miliz ein Ende
machte. Wirkliche Herren im Lande sind aber die Franzosen noch lange nicht;
der Religioushaß der Kabylen-, Berbern- und Bcdninenstämme, aufgestachelt von
den Marabuts, setzt ihren Fortschritten im Innern, obgleich Abd el Kader 1846
in Gefangenschaft gerathen, große Hindernisse entgegen und zwingt sie fort-
dauernd , ihre Städte und kolonisirten Ländereien durch starke Garnisonen und
fliegende Schaareu zu schirmen. Der den Franzosen wirklich gehörende Landes -
theil zählt nur 300000 Köpfe, worunter 124000 Europäer. — Orte: Algier
mit der Citadelle Kasauba und geschütztem Hafen, 60 Moscheen, jetzt auch mit
christlichen Kirchen und einem katholischen Bischof. Die Franzosen haben neue
Schulen und ein Colleg (Gymnasium) angelegt. Bewohnerzahl 60000, nämlich
34000 Christen, 20000 Muhamedauer, 6000 Inden. Die fruchtbare Ebene
Metidscha, südlich von Algier, wird europäisch kolouisirt und durch die Feste
Blida geschützt. Ostwärts von der Hauptstadt liegen an der Küste: Bngia
(Buhdscha) und näher nach Tunis Bona mit Resten des alten Hippo Regius
und einträglicher Korallenfischerei; 5 Meilen vom Meer Con staut ine (das alte
Cirta) mit einer Römerbrücke. und weit südwärts davon auf der Hochebene
Biskara. Im westlichen Theile des Landes an der Küste: Mostaganem
und die Feste Oran; landeinwärts Maskara, Tlemesan, und in der