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1. Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 490

1855 - Mainz : Kunze
488 Olymp. Halbinsel — die Türkei. oder Richter, und die eigentlichen Geistlichen, nämlich die Scheiche oder Pre- diger, die Chatibs oder Borbeter am Freitag, die Jmans die am Werktag Vorboten, Beschneidung, Trauung und Begräbniß besorgen; und die Derwische oder Mönche. Die vornehmsten, nämlich der Großmufli (der gleich dem Groß- vezier den Titel Hoheit führt) und die Kadileskier, werden oft in den Diwan gerufen. — Mollah ist ein Ehrentitel aller obern Richter. Scheich heißt so- viel wie: Greis, Ehrwürdiger. Als die Osmanen das Land eroberten, fiel alles Grnndeigenthum dem Staat, den Moscheen, und den Lehnskriegern anheim. In Europa soll es über 9000, im gesammten Reiche über 50000 Lehen geben. Der Landmann ist also nur Pächter. Doch bilden die Lehnträger (Zaims und Timarioten) keinen Erb- adel, denn die Muselmänner sind einander gleich, und Sklaven erlangen oft die höchsten Würden. An der Spitze der Provinzen stehen Ober- und Unterpaschas, die viel Gewalt haben und eignen Hof halten, aber verpflichtet sind, dem Groß- herrn die bestimmten Steuern zu übermachen und im Krieg mit Truppen zu er- scheinen. Geschieht es nicht, so kommt es darauf au, wer eben mächtiger ist. Ist es der Sultan, so schickt er dem Empörer die seidene Schnur und läßt ihn erdrosseln; ist es der Pascha, so regiert er wie ein unabhängiger Herr, schließt Bündnisse und führt Krieg nach Gutdünken. So war es wenigstens noch vor nicht langer Zeit; die jetzige Reform der Verwaltung ändert auch dies Verhältniß. In Europa sind 3 Oberpaschas, nämlich der Kapudan Pascha, der sämmtliche Inseln nebst der Flotte kommandirt, und die 2 Begier Beg 's von Rnmili und Bosnien; jeder durch 3 Roßschweife ausgezeichnet. Unter ihnen stehen fast 30 Paschas und Sands cha kbegs von 2 Roßschweifen. Nur in der Walachei und Moldau, als Schntzländern, sind keine Paschas; und in Ser- wien besteht neben dem Pascha, der die Festung kommandirt, ein eigner serwischer Fürst. — Die bewaffnete Macht bestand sonst ans Janit scharen (Linien- Jnfanterie), Topdschis oder Artilleristen, und Spahis oder Reitern, deren die hohe Pforte selbst nur etwa k0000 ans eigne Kosten hält, die übrigen müssen von den Lehnsinhabern, je nach der Größe der Güter, gestellt werden, so daß mancher Zaim l5, ja 20, und der geringste Timariot doch 2 Spahis rüsten muß. Außerdem gab es Milizen oder Topraklis. Die jetzigen Ab- theilungen sind: 1) Das reguläre Heer oder der Nizam, bestehend aus Haupt- corps unter Mnschirs, und diese aus Divisionen unter Feriks. 2) Die Landwehr oder Redifs. 3) Des Sultans Garde oder Hanstrnppen. 4) Die Unregel- mäßigen oder Baschi Boznk. 4) Die Contingente Aegyptens und andrer Vasallenländer. Der jedesmalige Befehlshaber eines Heers hat den Titel S e - raskier; die Flotte steht unter dem Kapudan Pascha. Folgen eininal sämmt- liche Paschas des Reiches dem Aufgebot des Großherrn, so kann- blos das Reiter- heer der Lehninhaber 130000 M. betragen. Für wissenschaftliche Bildung geschieht in neuester Zeit mehr. Mädchen- schulen gibt es noch keine. Die Druckerei zu Constantinopel wird immer wirk° samer. Der Türk, unwissend und stolz, verachtete bisher die andern Nationen sammt ihrer Kultur, und betreibt noch immer nur eine bildende Kunst, die
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