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1. Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 554

1855 - Mainz : Kunze
552 Deutscher Bund — Geschichte. mehrte sich die Reihe trefflicher Werke durch die von Manso, Raumer, Drumann, Hammer, Kurz, Schlosser, Dahlmann, Kortüm, Wachsmuth, Löbell, Ranke, Gervinus rc., während die erweiterte geographische Gelehrsamkeit Ritter's Rieseubuch über Asien und Afrika erzeugte. Eben so stellten Grimm und Becker in der deutschen Grammatik Muster für andre Nationen auf. In der Philosophie, die der Deutsche als ein vorzügliches Feld seines Ruhmes ansprach, bethätigten sich die Denker nach wie vor, doch hörte man lei- der vorzugsweise solche Meister bewundern, die sich über die Gränzen des mensch- lichen Verstandes mit Wegwerfuiig der gemeinen Logik hinaus schwangen. Es scheint aber, daß weder Hegels gepriesene Dialektik, noch später des gealterten Schelling Offenbarung der Offenbarung den Schleier der Isis gelüftet haben. Sisyphuö Arbeiten! — Ein ähnliches Geschick waltete in der Theologie, wo man das äußerste Ziel der Forschung erstrebte und der Rationalist allen Glauben, wie der Jdentitätsphilosvph allen Verstanv, zu beseitigen suchte. Da indeß die Menschheit nicht bestehen kann ohne Befriedigung des Bedürfnisses nach Re- ligion, das uns eingeboren ist, so wendet man sich auch bereits wieder zum Glauben hin. Herrlicher gedieh die bildende Kunst. Welche Bauten, wie die von Schinkel, Oelmüller und andern! Welche Gemälde, wie die von Overbeck, Cor- nelius, Lessing, Schnorr, Kaulbach, Rottmann, Achenbach rc.! Welche Statuen und Skulpturen, wie die von Dannecker, Rauch, Schwanthaler rc.! Gewiß ist, daß diese Künste völlig die hohe Stelle einnahmen, wo vorher Musik und Poesie, zuletzt in den Werken von Haydn und Beethoven, Göthe und Schiller, ihre Triumphe gefeiert. Die Poesie trieb noch, in wirklicher Schönheit, einzelne lyrische Blüthen, z. B. die von Rückert und Geibel; das Drama dagegen sank in Vernachlässigung, da das Publikum, mit Opern über Gebühr bewirthet, sich an locker zusammen gesetzte Situationen, leer an Gedanken und Charakteren, ge- wöhnte und sein Ergötzen an dergleichen fand, sofern nur das Auge dabei durch theure Dekorationen und Balletsprünge gereizt, das Ohr von musikalischem Pomp umspielt und umbraust wurde. Geschmacklosigkeit reißt immer ein, ohne vaß die Menschen es merken. Große Mnsikfeste jedoch, die oft Tausende von Spielern und Sängern zur Aufführung großartiger Compositionen früherer Meister versammelten, wirkten rühmlich entgegen. Bald tauchten auch wissen- schaftliche Vereine, worin uns die Schweizer durch ihre schon im vorigen Jahrhundert gestiftete Schinznacker Gesellschaft mit ehreuwerthem Beispiel voran gegangen, einer nach dem andern auf: ein natnrhistorischer, ein ökonomischer, medicinischer, philologischer, germanistischer; die allzumal Deutschlands gesonderte Theile einander näherten, und in der That mehr, als eine deutsche National- Akademie vermocht hätte, Ideenaustausch förderten und deutschen Gemeinsinn weckten. In solcher Weise vergingen fast 33 Jahre des Friedens. Materiell und geistig mannigfach beschäftigt, mit lebhafter Theilnahme von einem Thema des Tags zum andern übergehend, war die Nation in vieler Hinsicht fortgeschritten. Dem Beobachter entging indeß nicht, daß der Gegensatz zwischen den
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