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1. Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 559

1855 - Mainz : Kunze
Deutscher Bund — Geschichte. 557 Ereignissen, wo sie auch zu Tage kamen, zollte er deshalb seinen Beifall, kühlte aber grade dadurch bei besitzenden und nachdenkenden Bürgern die feurige Theil- nahme ab, womit sie die Erstrebung nationaler Einheit anfangs begrüßt hatten. Und als das Parlament über die Reichsverfassnng berathschlagte, war er es, der eine so starke Beimischung demokratischer Elemente und schließlich, als conditio sine qua nun seiner Zustimmung, ein alle Rücksicht auf bürgerliche Zustände, und ans künftige Dauer der Verfassung, so wenig beachtendes Reichswahlgesetz veranlaßte, daß schon dadurch der glückliche Ansgang der Sache gefährdet schien. Daß man auf solchen Compromiß mit der Linken einging, ist übrigens viel- fach bedauert worden. Im Grunde war es ein Act der Verzweiflung, da sich zwei monarchische Partheien gegenüber standen, deren eine die Herstellung des deutschen Kaiserthums nur für möglich hielt, wenn es als besonderes Großreich neben Oestreich-Ungarn dastehe, die andre dagegen ans Erhaltung Oestreichs im deutschen Reichsbund beharrte. Die Linke konnte den Ausschlag geben, man ge- wann sie also durch Zugeständnisse, und so kam folgender Beschluß zu Stande: der deutsche Bund, mit Ausnahme Oestreichs 33 Millionen umfassend, solle einen Erbkaiser, nebst einem besondern verantwortlichen Reichs- ministerium, an der Spitze haben, die gesetzgebende Gewalt aber auf dem Fürsten ko llegin m und einem Rep rä sent a n te n-H ause be- ruhen. Eine möglichst dauerhafte Freundschaft mit dem von Deutschland ge- trennten östreichischen Kaiserstaate, meinte man, werde später nicht ausbleiben, und die Verbündung beider selbständiger Reiche auch für Europa von höchstem Werthe sein. Hieraus, am 28. März 1849, fünf Tage nach dem Siege Radezky's bei Novara in Piemont, ward der König von Preußen zum Erbkaiser erwählt. Aber — Männer der Linken hatten durch ihre Zustimmung den Beschluß möglich gemacht, und keck genug ihren Beweggrund nicht verhehlt, nämlich die Hoffnung, später mit Hülfe des nltrademokratischen Wahlgesetzes den Erbkaiser so leichtlich stürzen zu können, wie die Pariser den Orleans. Dies wirkte eben nicht er- munternd; und da schon vorher das östreichische Kabinet protestirt, auch einige andre Mitfürsten die Gültigkeit einer nur vom Parlament entworfenen, nicht zu- gleich von den Bundesgliedern sanctionirteu, Reichsverfassuug verneint hatten, folglich auch die Wahl des Kaisers für einen die Befngniß des Parlaments über- schreitenden Akt erklärten: so lehnte der König die Annahme der Krone ab, mit der Bemerkung, erst mit den Fürsten Rücksprache nehmen zu wollen. Eine verhänguißvollere Antwort ist vielleicht nie gegeben. Sie schlug verwirrend in die Hoffnungen vieler, sowohl Einheiksfreunde, als demokratisch Gesinnter. Vergeblich bestand die Majorität des Parlaments auf ihren Beschlüssen, die schon die Billigung mehrerer kleinen Fürsten und Freistädte sich erworben. Vergeblich erhob mau, um die Reichsverfassung zu verfechten, theils auch in republikanischem Tinn, zu Dresden, in Baden und der Pfalz, die Fahne des Aufruhrs. Oestreich ries seine Landsleute aus der Paulskirche ab, und Preußen folgte am 14. März seinem Beispiel. Die Frage: Klein - oder Großdeutschland? riß die Ge- müther, die nirgend eine machtvolle Charallergröße als Leitstertl sahen, nach ver-
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