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1. Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 570

1855 - Mainz : Kunze
568 Deutscher Bund — Oestreich (Geschichte v. Ungarn). Es geschah nun damals nicht, und was Heroen wie Ludw'g und Matthias in der Kraftzeit des selbständigen Ungarns versäumten, war später so bald nicht nachzuholen. Nach Corvins Tode *) sank Ungarns Macht und Bedeutung. Es gab schwache Regenten, Zerwürfnisse im Reich, Niederlagen im Krieg mit den Türken, nainentlich die bei Mohacz 1526; ferner eine zwiespältige Königswahl, wodurch die Krone an Oestreich, Siebenbürgen aber abhanden kam**); widrige Kirchenzwiste zwischen Katholiken und Protestanten, denn auch die Jesuiter fanden sich ein; und außerdem große Länderverluste. So folgten trübe Zeiten, mehr als anderthalb Jahrhundert hindurch. In Ofen schlug ein türkischer Beglerbeg seine Residenz auf, und nur ein Rest Ungarns verblieb dem neuen Königshause Habsburg, unter besten Prinzen die Magyaren, eingegangener Berbindlichkeit gemäß, von nun an ihren König zu wählen hatten. Endlich, im letzten Drittel des 17. Jahrhunderts, als der türkische Halbmond zu erblassen begann, führte das Glück dem Kaiserhause nacheinander einige tüchtige Generale zu: den Monte- cuculi ans Italien, der 1664 bei St. Gotthard wieder bewies, daß man Türken schlagen könne; den Herzog Karl von Lothringen, der 1683 Wien retten half, 1686 Buda im Sturm nahm und 1687 bei Mohacz die frühere Niederlage da- selbst rächte; endlich den edeln Prinz Eugen von Savoyen, der im glorreichen Kampfe bei Zentha 1697 die Befreiung Ungarns vollendete, und 20 Jahr später bei Peterwardein und bei Belgrad eben so ruhmreich focht. Siege tragen ihre Frucht. Kaiser Leopold (1682) durft' es wagen, den Ungarn das Recht der Königswahl zu nehmen, und der Erstgeborne des re- gierenden Hauses galt fortan auch für ihren Herrn. Ja, als Kaiser Karl Vi. dringend die Nachfolge aus sein einziges Kind Maria Theresia und auf die Descendenz ihres künftigen Gemahls (Franz aus dem Hanse Lothringen ward es) zu übertragen wünschte, ließ sich der Landtag zu Preßburg 1722 leicht zur Einwilligung bewegen ***). Das Band zwischen Ungarn und Oestreich ward sichtbar fester, und in welcher freundlichen Weise sich die Berhättiiiste gestalteten, sah man sowohl an der Pracht, womit die uugrischen Magnaten das kaiserliche Hoflager zu Wien zierten, alö auch an dem treuen Eifer, womit sie für „ihren König" Maria Theresia sich wastneten uno in der That die östreichische Monarchie retteten. Weiter gingen sie indeß in der Unterthänigkeit nicht, ihre bewahren. Die Geschichte lehrt, daß dies nicht immer heilsam sei, weder für das herrschende Hauptvolk noch für den einverleibten fremden Volksrest. *) Das nngrische Sprüchwort — „Matthias todt, Gerechtigkeit todt" — beweist, daß er im Andenken des Volks blieb. **) Dem von der einen Parthei gewählten tapfern Johann Zapolya stellte die andre Parthei den Ferdinand von Oestreich, Bruder Kaiser Karls V., entgegen. ***) Es gehört dieser Vertrag zu der häufig besprochenen sanctio pragmatica, einem Staatsgesetze, das alle Länder der östreichischen Monarchie, unbeschadet ihrer verschiedenen Verfassungen, für untrennbar erklärte und die fernere Thron- folge für die Zukunft feststellte.
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