1855 -
Mainz
: Kunze
- Autor: Schacht, Theodor
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Deutscher Bund — Hannover.
eine, Wnlfhilde, heirathete den Welfen Herzog Heinrich den Schwarzen von
Baiern, die andre, Eilike oder Helfe, einen Grasen von Anhalt. Des Schwar-
zen Sohn, Heinrich der Stolze, vermählte sich mit Kaisers Lothar (auch eines
begüterten Sachsen) einziger Tochter Gertrud, und erhielt so durch doppelte
Erbschaft große Besitzungen im Sachsenlande, und zuletzt noch die Herzogswürde
daselbst, die sein Sohn Heinrich der Lowe mit Glanz und Ruhm führte,
bis er mit seinem Freunde Friedrich Rothbart zerfiel und beide Herzogthümer,
Sächselt und Baiern verlor. Der großen Lehen beraubt, beschränkte sich die
Macht der Nachkommen Heinrichs des Löwen ans die Erbgüter, die von Kaiser
Friedrich Ii. im I. 1235 zum Herzogthnm B r anns ch weig erhoben wurden.
Es war die Zeit, wo nach Erringung der Landeshoheit die Fürsten ihre
Staaten unter die Söhne zu theilen anfingen. Ailch das Welfenhans zerfiel
in verschiedene Linien, wie: Brannschweig, Wolfenbnttel, Grnbenhagen, Calen-
berg, Lüneburg, Celle, Dannenberg n. s. w. — Aus der Linie Lüneburg
gingen die 2 jetzigen regierenden Häuser hervor. August dem Dannenberger
fiel nämlich 1634 das Herzogthum Wolsenbültel (die jetzigen braunschweigischen
Lande) anheim, und Georg von Celle nahm den Titel von Hannover an, wohin
er seine Residenz 1636 verlegte. Georgs jüngster Sohn Ernst August wußte des
Kaisers Gunst zu gewinnen und erhielt 1692 die Knrwürde, so wie seine Ge-
mahlin Sophia t Enkelin von James und zwar als Tochter des unglücklichen
Friedrichs von der Pfalz, der 1620 die Schlacht bei Prag und das Königreich
Böhmen verlor) die Anwartschaft ans den englischen Thron erhielt. Dadurch
stieg der hannöverische Name. Nach Anna's Tode 1714- ward Sophiens Sohn
Georg nach England gerufen; mit dem brittischen Königreich verband er das
Kurfürstenthum Hannover, wie nach ihm Georg Ii. bis Iv., und Wilhelm Iv.
Erst als Bietorie 1837 in England folgte, ward Hannover, wo die weibliche
Erbfolge nicht gilt, wieder von England getrennt und fiel ihrem Oheim Ernst
August von Cumberland zu, und zwar als Königreich, welchen Titel der er-
weiterte Staat 1815 erhalten hatte. Sein Sohn und Nachfolger heißt Georg V.
Die Bevölkerung ist nicht groß und kann es nicht sein, da zwischen dem
fruchtbaren Hügellande und den höchst ergiebigen Marschen der Nordsee weite,
wenig bewohnte Haiden und Moore liegen, und dennoch zählt man jetzt auf den
700 Qm. etwa 1800000 Menschen, wovon 220000 Kathol. und 12000 Juden.
Seil dem Jahre 18 >6 ist die Bewohnerzahl um 350000 Köpfe gewachsen. —
Armee 21000 Mann. Staatsschuld 23ys Mill. Thaler. — Der Harz er-
innert an Berg - und Hüttenwesen, die Marschländer an Rindvieh - und Pferde-
zucht, die Lüneburger Haide an Bienen und Haidschnncken. Erst vor kurzem,
nach langer Zögerung, hat sich auch Hannover an den deutschen Zollverein ange-
schlossen. Für geistige Kultur hat die 1737 errichtete Göttinger Universität viel
gewirkt; sie ist ein schönes Denknial Georgs Ii. Zn den sonstigen Lehranstalten
ist in jüngster Zeit noch die treffliche höhere Gewerbschnle zu Hannover gekom-
men. Eintheilnng und Städte: a) Landdrostel Hannover. Drost, ein
altes Wort, so viel als Bogt, Schützer. — Hannover a. d. Leine mit 39000
Einw.; in der Nähe die Lustschlösser Herrnhausen und Monlbrillant. Hameln