1855 -
Mainz
: Kunze
- Autor: Schacht, Theodor
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Großbritannien — Seine Macht.
einer Men ge Jachten. Bombardierbooten, Wacht- und Stationsbooten re. zusammen
mit 18000 Geschützen *). Zur Friedenszeit meistens abgetakelt in den Häfen,
sind sie doch für den Krieg schnell auszurüsten. Der Admirale zählt man mehr
als 30, der Viee- und Contre-Admirale weit über 100. — Die stehende Land-
macht wird auf 150000 Mann geschätzt; außerdem ist die Miliz oder Landwehr
zahlreich, und Indien hat noch, wie oben S. 392 näher erwähnt, sein eignes
Heer. Zur napoleouischen Kriegszeit soll sich die gesammte Truppenmasse des
brittischen Reichs auf mehr als V2 Mill. belaufen haben.
Zur Bemannung der Kriegsflotte fehlt es nie an tüchtigen Seeleuten, die
sich meistens auf der Handelsmarine, besonders bei der Küstenschiffahrt her-
anbilden. Niemals hat irgend ein anderes Volk solche Thätigkeit zur See ent-
wickelt , wie das Englische. Die Küstenschiffahrt (von 16 Mill. Tonnen für
England, 9 Mill. für Schottland und Irland) beschäftigt allein 1 Mill. Menschen.
Der Handel über Meer braucht 26000 Fahrzeuge, wozu noch 8000 kommen, die
den Kolonien gehören. Der Inhalt jener 26000, worunter 1227 Dampfer,
beträgt 3653000 Tonnen, ;i Tonne 2000 Pfund, und die Bemannung 190000
Köpfe. Durchschnittlich baut man des Jahrs au 1000 Schiffe im Werth von
15 Mill. Gulden.
Handel und Gewerbthätigkeit sind beide kolossal. Der Britte be-
zieht vom Auslande nicht blos, was er zur Befriedigung des eigenen Bedarfs
braucht, sondern auch was er aus den englischen Häfen in andere Länder, sei
es unverändert als Naturprodukt oder in seinen Fabrikstädten zu Waaren umge-
wandelt weiter verführen kann. Hieran schließt sich noch die Ausbeute des eignen
an Produkten so reichen brittischen Bodens selbst, die er im höchsten Maaße ver-
arbeitet und verwerthet. So langen, um nur einiges anzuführen, jährlich
8 Mill. Ctr. Zucker, y2 Mill. Ctr. Thee und mehr als y2 Mill. Ctr. Kaffee
an, wovon der vierte Theil des Zuckers, 2/s des Thees und V5 des Kaffees wie-
der ausgeführt werden**). In Großbritannien und Irland gibt es an 50 Mill.
Stück Schafe, dennoch bezieht man noch 800000 Ctr. Wolle aus der Fremde,
und verkauft nach Abzug des eignen Bedarfs für 7 Mill. Pfund Sterling Woll-
waaren ins Ausland. Die Ausfuhr der Leinwand hat den Werth von 3s/z Mill.
und die des Flachsgarns 900000 Pfund Sterling, wogegen 2 Mill. Ctr. Flachs
und Hans eingehen. Ungeheuer aber ist der jährl. Bedarf au Baumwolle, er
beträgt mehr als 7 Mill. Ctr., es werden aber auch Baumwollwaaren im Werthe
*) Der Dampf ändert die Art des Seekriegs. Eine geschlagene Flotte
wird sich nicht mehr so leicht wie ehmals zurückziehen, und in einem blockirteu
Hafen nicht mehr so lange vertheidigen können. Weder Winde noch Strömungen
hindern eine Dampfflotte an der Verfolgung des Feindes, und Linienschiffe können
mit Hülfe von Dampfern überall hingezogen werden. England sucht deshalb
auch an Zahl von Kriegsdampfern alle andere Staaten zu überbieten.
**) China verkauft jährlich etwa 715000 Ctr. Thee. Davon geht also die
größte Quantität aus englische Schiffe. Die Amerikaner holen nur 80000, die
Russen (und zwar zu Lande) 65000, die Holländer 28000, die Franzosen 20000
Ctr., und so abwärts.