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1. Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 653

1855 - Mainz : Kunze
651 Russisch es Reich. — Geschichte. verbreiten können; allein die mogolische Macht erschlaffte. Des Tataren Timur (oder Tamerlan) Eroberungen verdnnkelten die früheren der Familie Dschingis- chans, und das Chanat Kaptschak (so hieß der nordwestl. vom caspischen Meer errichtete Mogolenstaat, dem Rußland gehorchte) zerfiel in Trümmer. Sofort erhob sich nach 2 Jahrhunderten das russische Großfürstenthum. Iwan Wasiljewitsch machte sich 1480 frei, nahm Moskau zu seiner Residenz, er- klärte das Reich für untheilbar, schickte sogar 1491 zum deutschen Reichstage nach Frankfurt Gesandte (deren Wortführer italienisch sprach) und zeigte sich als ein Fürst, der den Stamm Ruriks wieder mit Glanz umgab. Er kann für den zweiten Gründer des russischen Reichs gelten. Leider gab es in seinem Volke kein Elenient der Freiheit, keins der Kultur. Schon die äußere Gestalt der Russen, die Züge des Gesichts, beurkundeten eine kalmückisch - slawische Mischung. In Priestern und Mönchen zeigte sich weder Neigung zu Studien noch Forschungssinn; kaum daß die Mehrheit von ihnen lesen konnte. Schmutz, Roheit und knechtischer Sinn hielten jede geistige Anlage in Banden. Kein freigesinnter Adel, wie in Polen, zügelte den Despotism; und die einzigen Grundlagen der Bildung, nämlich die städtischen Einrichtungen zu Nowgorod und Pleskow vernichtete man, sobald beide Republiken bezwungen waren, gänzlich. Die Bürger wurden Leibeigene des Czaars, der überhaupt als Herr über Leben, Ehre und Vermögen der Unterthanen betrachtet ward. Nur die Nachkommenschaft ehmaliger Fürsten, und der Bojarenratb, behaupteten ge- wisse erbadlige Vorrechte. Der Despot regierte mit Hülfe einiger 1000 Strelzi's oder Strelitzen, als Beginn künftiger stehender Heere. Zum Kriege jedoch mußten alle Knäsen und Bojaren mit ihren Knechten erscheinen. Gefährlich für den Westen wäre übrigens dieser geistlose Staat, obwohl er seit 1592 über Kasan und Astrakan und bald auch über Sibirien sich erstreckte, nicht geworden, wenn nicht das mächtige Polen sich selbst durch wilde Factiouen zerrüttet, und oer so tapfre Schwedeukönig Karl Xii. nicht auf's tollste die Kräfte seiner Nation vergeudet, und ein günstiges Geschick nicht einen ausgezeichneten Mann, Peter den Großen, auf den russischen Thron gebracht hätte. Dieser Czaar, gleichsam der dritte Gründer des Reichs, gehört einer neuen Regentensamilie an, dem Hause Romanow, das von 1613 bis 1730 herrschte. Erst 17 Jahr alt, als er 1689 den Thron bestieg, zeigte er bald, welch' ein auf- strebender Geist an die Spitze des Volks gekommen sei. Roh wie andre russische Fürsten, war er voll Begier zu lernen, voll Talent zum Nachahmen, voll That- kraft, seine Pläne auszuführen. In den 36 Jahren seiner Regierung wurden die Russen auf's vielfachste angeregt, und durch Fremde, besonders Deutsche, zum Nachahmen in Gewerken und mechanischen Künsten veranlaßt. Die empörerischen Strelzi's mußten einer europäischen Garde, die Unordnung des wilden Aufgebots einem geregelteren Kriegsheere weichen. Er selbst lernte den Dienst wie ein ge- meiner Soldat, und den Schiffbau wie ein Zimmermann. Zuerst von Karl Xii. bei Narwa 1700 besiegt, hatt' er endlich die Freude, wenn auch durch Uebermacht, einen sieg über die Schweden (bei Pultawa 1709) zu erringen, und sein heißes Verlangen nach Besitz an der Ostsee zu befriedigen. Lieflaud, Esthland, Inger-
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