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1. Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 683

1855 - Mainz : Kunze
681 Norda merika. — Die brittischen Colonien. Lorenzo, dessen 20 M. breite Mündung die Insel Anticosti umfaßt, ist also der Hauptstrom; sein Nebenfluß Utawas bildet die Gränze zwischen den beiden Canadas. Die Schilderungen des Landes haben es nicht blos mit dem Lobe des in vielen Strecken fetten Allnvialbodens, mit den ausgedehnten Urwäldern und Grasflnren zu thun, sondern auch mit romantischem Gebirg und Wasser- fällen, besonders östlich des untern Lorenzo. Gediegenes Kupfer, Eisen von der Güte des schwedischen, Zinn, Blei, Steinkohlen rc. zeugen zugleich von den Mi- neralschätzen des Bodens. Das Klima ist gesund, und offenbar in Obercanada milder als im untern, selbst milder als im Staate Neu-Iork. Die weite Ent- fernung von der Ollküste und die geringe Erhebung der Länder an den Fünfseen mag Ursache davon sein. Die Sommer sind heiß; die Winter kalt, doch meist hell und klar mit schönster Schlittenbahn. Ist das Eis geborsten und von den Flüssen weggeschafft, so treibt die Sonne gegen Ende April sehr rasch das schönste Grün hervor; mit Beginn des Mai's wird in Unterkanada, im obern noch früher gesäet, zu Ende Juli geärntet, und noch der August ist heiß. Gartengewächse und Obst gedeihen trefflich. Als England Besitz nahm, gab es fast nur in Unterkanada und nur nahe dem Lorenzo Ansiedelungen, versteht sich französische, wo die lladitans als Lehn- leute den seigneurs zinspflichtig waren; und noch jetzt halten die habitans meh- rentheils aus Gewohnheit an diesem Verhältniß fest, obwohl sie nach einer eng- lischen Verordnung sich leicht ablösen können. Ganz anders steht es mit den Ansiedelungen unter der englischen Herrschaft, die sich seit 50 Jahren auch über Oberkanada erstrecken. Alle Pflanzer sind im gleichen Genuß der brittischen Colonialrechte, der Glaubens- und Preßfreiheit und der englischen Justiz. Die Colonie steht zwar unter einem Gouverneur, der aber einen Senat und ein liouse of assembly, d. h. eine vom Volk gewählte Repräsentantenkammer zur Seite hat; Steuern sind gering und gehen nicht nach England, man verwendet sie nur in der Colonie. Auch für Unterricht wird gesorgt, so daß jedes Dorf seine Schule hat, während man zur französischen Zeit an Erbauung von Klöstern und nicht au Schulen dachte. Einwanderungen werden von der Regierung be- günstigt mehr als in den Freistaaten. Es gibt viele Deutsche dort die sich wohl befinden. Die ersten Jahre sind freilich wie überall bei Ansiedelungen mühevoll, lohnen sich aber bald. Ein Gut von 200 Acres (316 preußische Morgen), wovon schon ein Drittel gerodet, also gleich zu besäen ist, kauft man um 180 Pfd. Sterl. oder 800 Dollars, und braucht zum Ertrag des Isten Jahrs nur 168 Dollars zuzulegen, um die nöthige Einrichtung zu beschaffen; man besitzt dann das völlig urbar gemachte Gut für 968 Dollars oder 2617 fl. Dabei wird der Absatz der Produkte durch die höchst Vortheilhafte Wasserverbindnng erleichtert. Vom westlichen Ende des Obersees bis in den Eric ist ungehemmte Schiffahrt. Der 9 M. lange Welland - Kanal führt um den Niagara herum zu dem tiefer liegenden Spiegel des Ontario, den der Lorenzo ohne Fall verläßt. Daß die Rückfahrt von der Küste keine Schwierigkeiten bietet, ist leicht zu ermessen. Der Obersee liegt nur 600' überm Meerspiegel, der Erie 528, und der Ontario, der doch 125 Meilen von der Mündung des Lorenzo entfernt ist, nur 216 Fuß.
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