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1. Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 711

1855 - Mainz : Kunze
Nordamerika. — Mexiko. 709 so sind norwegische und lappländische Pflänzchen zu finden. Der Weg führt aber unweit des Fußes der Gebirgökegel nur über den Rand nach den Ebenen des Hochlandes und in die vom Gebirg eingefaßten Thaluugen. Sonderbare Natur, und doch mit europäitchem Anbau! Die Höhen nämlich sind voll hartblätteriger Syngenesisten, voll Kaktusarten, Agaven und unerfreulicher Juccas, die als Bäume erscheinen, aber nur au den Enden ihrer schwarzen Aeste stachlichte Blät- terbüsche ausrecken — wahrhaft schattenlose Wälder, denn nur hie und da wech- seln sie mit Nadelhölzern und Mimosen. Daneben aber breiten sich weite baum- leere, fruchtbare Flächen aus, wo Mais, Waizeu, Gerste, Hülseufrüchle, Knollengewächse, und in den Gärten unsre Obstanen, ja wo es wärmer ist, noch Orangen, Feigen und Oliven gedeihen, überall eingehegt von Agaven, die der Eingeborne nirgend entbehren mag. Der Waizeu, ans Europa hinverpflanzt, findet sich auf dem ganzen Auahuak, und giebt weit höheren Ertrag als bei uns, in den Ebenen von Puebla das 40fache der Aussaat, auf einigen Gütern oft das 70fache. Unvermischte Jndianerstämme halten jedoch fest an ihrem Mais, dem ursprünglichen Korn Amerikas, das sehr ergiebig ist, in heißer Gegend oft 280mal die Aussaat wiedergiebt. Was die Tierra caliente betrifft, so vermag sie alle tropischen Produkte zu liefern, wie sich beim Anbau von Zucker und Kaffee, neben Vanille, Indigo, Cacao, Tabak, Baumwolle u. s. w. bewährt hat; man könnte, wenn man nur wollte, Zimmt, Muskatnuß und Gewürznelken bauen, so daß Mexiko kaum der Einfuhr fremder Produkte bedürfte. Was den höheren Gegenden der Mais, das ist den Bewohnern des heißen Klimas die Banane in hohem Maaße, denn ein Pisangfeld ernährt 25mal mehr Menschen als ein gleich großer Waizenacker, und die Faser deö Stammes dient noch zu Stricken und Mattengeftecht. Daß es in der templada nicht an Knollengewächsen mangelt, z. B- am Maniok und Iam, an der süßen Batate, und neben der Orange nicht an Ananas, Chirimoyas, Pompelmnse u. f. w. läßt sich denken, und die Kartoffel über deren besondre Heimath so verschieden geurtheilt wird, hat Sartorius im einsamsten Gebirge, nahe deni Orizaba wild gefunden, sowohl blaublümig mit runder Knolle, als auch weißblümig mit walzenförmiger. Eine Lieblingsjpeise bietet die mexikanische Bohne, Frijoles genannt. Wo es für die Olive zu warm ist, baut man den Sesam als bestes Oelgewächs; und wie Humboldt prophezeit, wird man von Mexiko ans in Zukunft die Union Nordamerikas mit Wein ver- sorgen, so gnt kömmt die Rebe fort. Auch die Agave, obwohl völlig einheimisch, gehört zu den Kulturpflanzen. denn ihre Blätter gebraucht der Indianer zu Hüttendächern, ihre Fasern zu Kleidergeweben, ihren Blütenschaft zu Pfosten, ihren Saft zum Getränk. Ehe der hohe Schaft emporschießt, schneidet man der Pflanze das Herz aus, das sich alsdann 3 bis 4 Monate lang mit dem Saft anfüllt, welchen die Natur zum Treiben der Blüte bestimmt hatte; diesen Saft, täglich 5 Flaschen voll, schöpft mau aus, und trinkt ihn frisch wie Most oder läßt ihn zum berauschenden Wein gähreu, den man Pulque nennt. Eine kräftige Pflanze liefert 600 Flaschen Saft. Es giebt deßhalb auch große Agavepflanzungeu, hie und da von 20 — 30000 Stück- Nicht minder bietet die nahrhafte Frucht mancher Cactusse den Indianern des Hochlandes eine willkommene Erndte. —
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