1855 -
Mainz
: Kunze
- Autor: Schacht, Theodor
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Siidamerika. — Peru u. Bolivia.
c) Ecuador oder Aequator mit 650000 Bew., theils, hohes Gebirgslaud mit
schmalem Küstenstrich, theils weite Flächen bis zur brasilischen Gränze. Der
Hauptort ist das 8500' hoch gelegene Quito, der Erdbeben halber aus lauter
einstöckigen Häusern bestehend und also von großem Umfang; Einwohner 70000.
Bei Tacunga finden sich Reste eines Jnkapalastes. Cuenca mit 30000 und
Guayaquil mit 24000. Die Bai Guayaquils umfaßt die Insel Puna,
die vor Pizarros Ankunft 20000 Bewohner hatte, jetzt nicht den vierten Theil.
Südlich von Cuenca liegt Loxa, bekannt durch die besten Sorten Fieberrinde,
(tzuina oder Kihna — Cascarilla link, de Loxa) denn grade im dortigen milden
Klima, 5400 bis 7200' Seehöhe, werden die Cinchonawälder mit besonderer
Sorgfalt gepflanzt. Man läßt die Bäume nicht alt werden, benutzt sie vielmebr,
wenn sie kaum 6 Zoll dick, doch schon 50 bis 60' hoch sind; die Blätter haben
5 Zoll Länge und 2 Breite. Die Heilkraft der Cinchona wurde in Europa durch
die peruanische Vicekönigin Gräfin von Chinchon bekannt, die zu Lima 1638
dadurch vom Fieber geheilt wurde; sie brachte zuerst die kostbare Rinde nach
Madrid. — Der Republik Ecuador gehört noch die Gruppe der öden Gal-
lopagos oder Schildkröten-Inseln im Austral-Ocean; nach einer derselben
sendet Quito seine Verbrecher.
2) Peru und Bolivia, 42000 Qm. mit 3%, Mill. Bewohner.
Von Ecuador durch den Ostlanf des Marannon getrennt, erstrecken sie sich
an beiden Seiten der Andes bis südwärts der Steinbockswende, östlich aber bis
zum Madeira und in die Nähe des obern Paraguay. Am Meere wehr frischere
Luft, indem eine kältere Strömung von Süden kommt und fast dauernde Nebel
die Sonne umschleiern. Doch ist die Küste dürr aus Mangel an Regen; nur
wo Quellen, Flüsse und künstliche Wasserleitungen sind, gedeihen auch die Pflan-
zen. Im Innern östlich der Berge ist regelmäßige Regenzeit von Januar bis
Juni, wo alsdann (wie am Orinoko) die weiten Tiesflächen seeartig werden und
die Wälder zu schwimmen scheinen. Am gesundesten und gut angebaut sind die
Hochebenen und Thäler zwischen der Ost- und Westcordillera, so wie auf der
Abstufung des Gebirgs nach Osten. Die Vegetation ist dort überaus reich. Aus
der Thierwelt sind 4 Kameelziegen, d. h. die zahmen lasttragenden Lamas, die
leicht zu zähmenden Alpacas, die mit einem Höcker versehenen Guanakos, und
die gemsartigen auf Höhen von 13 bis 16000 Fuß lebenden Dicunnas, hin-
reichend bekannt; vielleicht ist aber der Papiermacher das merkwürdigste, ein
kleines Jnsect, deren viele in Gemeinschaft ein großes Gewebe in die Länge und
Breite zum Dach ihrer Verpuppung arbeiten. Ein solches Dach ist dünn und
Gouverneur der belgischen Grafschaft Mons geschickt hatte, nach Belgien aber
war sie durch den päpstlichen Nuntius gebracht worden. Für die Einführung aus
Italien spricht der Name Kartoffel, von tartufo oder taitufolo, indem man sie
für eine Art Trüffel hielt, auch wohl zum Unterschied von der wirklichen Trüffel
taitukolo bianco nannte. In Deutschland hieß damals die Trüffel gewöhnlich
Griebel, darum auch bei manchen Schriftstellern die Kartoffel Griebelnbusch.