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1. Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 757

1855 - Mainz : Kunze
Australien. — Polynesien. 755 Bolabola u. a. m. Sie sind gebirgig, voll schöner Thäler und rieselnder Wasser, reich an Kokos, Brodfrncht, Jams, Schweinen, Geflügel rc. und von einem Menschenschläge bewohnt, dessen heitrer geselliger Sinn, dessen geistige Anlagen und Geschicklichkeiten die ersten Entdecker fast bezauberten. Selbst im Kriege zeigten sich die Insulaner hier weit milder als anderwärts; grausame Behandlung der Besiegten und Gefangenen war ihnen fern. Die Schilderung Tahiti's und des dortigen Lebens gehört zu den schönsten Stellen der Reisewerke Försters und anderer Beobachter. Der schon vor ihnen dort gewesene Bougain- ville, besonders erstaunt, dast er die Frauen, bei wilden Völkern sonst Sklavinnen des männlichen Geschlechts, hier geachtet und nicht einmal von der königl. Würde ausgeschlossen fand*), wollte die reizende Insel sogar Neu - Cythera benannt wissen; und noch später ward Tahiti gepriesen, obwohl die anziehende Natürlich- keit und Heiterkeit des liebenswürdigen Völkchens seit dem vielfältigen Umgänge mit den Seefahrern ins Freche und Liederliche auszuarten anfing. Förster würde schon nach 30 Jahren seine Tahitier kaum wieder erkannt haben; so hatten euro- päische Getränke, Laster und Krankheiten unter ihnen gewüthet. Unordnung war auf den Feldern, Zerwürfnisse in den Familien, und die Zahl der Bewohner auf den achten Theil herabgekommen. Manche Völkchen Polynesien's haben in ähnlicher Weise moralisch und physisch gelitten, keines vielleicht mehr als das von Tahiti; der allverbreitetete Ruhm seiner Liebenswürdigkeit war sein Verderben. Keiner Inselgruppe ist aber auch die Ankunft der Missionäre heilbringender gewesen. Was hier die evangelischen Männer gewirkt, ist bewunderungswerth, und wird stets auf der Lichtseite der christlichen Kirchengeschichte geschrieben stehen. Sie brachten nicht Glaubenssätze allein, sie stellten auch bessere Zucht her, und dran- gen im Namen Gottes und des Heilands auf strenge Sittlichkeit. Daß die von Natur so glücklich begabten Insulaner nicht ganz zu Grunde gegangen, war ihr Werk **). Denn mit der Besserung des Lebenswandels erneuerte sich die frühere Thätigkeit, auch die Sterblichkeit ließ nach und die Bevölkerung begann wieder zu steigen ***). Fast auf allen Inseln der Gruppe trifft man jetzt Kirchen, *) Wallis fand 1767 eine Königin auf Tahiti. Die jetzige, Namens Po- mare, ist die Schwester eines unlängst verstorbenen Königs. Die Bewohner der Freundschafts-Inseln haben ähnliche Einrichtungen und Lebensweise; d'urville fand 1827 auch auf Tonga eine Königin. **) Die Missionen sind in Polynesien seit 1791 thätig. England ging mit dem Beispiel voran, indem die brittische Missionsgesellschaft ein Schiff unter Führung des schon früher bewährten Capitains Wilson nach der Südsee schickte. Die Geistlichen, die man ihm mitgegeben, vertheilten sich auf verschiedene Eilande, und haben nicht allein der Humanität durch ihr Lehrgeschäft, sondern auch der Wissenschaft durch das Studium der Sprachen und Sitten der Insulaner große Dienste geleistet. ***) Cook schätzte die Bevölkerung Taheiti's und Eimeo's auf mindestens 150000, die der übrigen Societätsinseln auf 200000 Seelen. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts soll Taheiti nur noch 10000 gehabt haben, eine Zahl, die seitdem wieder aufs Doppelte gestiegen ist. 48*
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