1855 -
Mainz
: Kunze
- Autor: Schacht, Theodor
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Au stralien. — Polynesien.
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und amerikanische Schiffe legten häufig an, und bald nahmen die Bewohner, ein
unternehmender sehr anstelliger Menschenschlag, längst schon mit dem Meere ver-
traut , lebhaften Theil an den Geschäften der Ausländer. Eifrige Missionäre
blieben nicht aus, und die Umwandlung der frühern Denk- und Lebensweise der
Insulaner ging rasch vor sich. Die gütige Vorsehung beglückte sie zugleich mit
einem edeln verständigen König Tammeameah dem Isten, der die Reformation
zu leiten verstand, die Häuptlinge der andern Inseln unterwarf, seine Regierung
festigte und zuletzt 1819 den Götzendienst förmlich abschaffte. Um sicher zu bauen,
nahm er das früher Bestandene soviel möglich zur Grundlage des Neuen; des-
halb monarchische Form, dem Könige zunächst ein geheimer Rath, dann erbliche
Beamte (die gewesenen Häuptlinge) in den Inseln und Bezirken, die protestan-
tische Priesterschaft u. s. w. Eine gesetzgebende Versammlung nach brittischer
Weise, wie auf den Gesellschaftsinseln, konnte nicht Platz greifen. Geistige Ge-
tränke und europäische Krankheiten sollen übrigens auch hier die früher größere
Bevölkerung beträchtlich vermindert haben; mau schätzt sie gegenwärtig auf
120000 Bewohner.
Die zwei wichtigsten Inseln der Gruppe heißen Owaihi und Oahu. Auf
der letztern liegt die königliche Residenz und Hafenstadt Honolulu mit stark
besetztem Fort, einer christlichen Kirche, mehreren Schulen, einem Theater, einer
Druckerei, und 10000 Einw. Der Hafen ist sehr belebt durch fremde und eigne
Schiffe. — Owaihi ist die größte Insel, nur um ein geringes kleiner als unser
griechisches Kreta und doppelt so groß als das Herzogthum Nassau. Der Hafen
Kairua ist Hanptort und Sitz des Statthalters. In der Umgegend derselben,
überhaupt am ganzen Seegestade, findet man wohlbebaute Fluren, durch die
man landeinwärts zu herrlichen Gebirgslandschaften aufsteigt. Der Mauna Kea
von etwa 13000' und der nur um einige hundert Fuß kleinere Manna Roa sind
die höchsten Gipfel, die sich majestätisch daraus emporheben. Neuesten Nachrichten
zufolge hat der König seine Herrschaft an die Union Nordamerikas abgetreten.
4) Neu Seeland.
in der gemäßigten Zone der Südhemisphäre, mehr als 34 Vreitegrade vom
Aeguator. Es sind zwei große durch die Cookstraße getrennte Inseln. Die
südliche, höchst gebirgig, mit steiler doch hafenreicher Ost- u. Südküste, auch mit
fruchtbareu Ländereien und Grasslächen, heißt bei den Eingebornen Tawaii, und
wird auf 1650 Qm. geschätzt. Schon Cooks Reisegesellschaft erfreute sich au
mancher Uferlandschaft Tawaiis, vor allen aber an der wilvschönen Umgebung
der großen Dusky Bai, deren einmündende Flüsse aufs prächtigste von steilen
Felswänden herab stürzen. — Die nördliche, wärmer liegende, von den Ein-
gebornen Jkanamawi genannt, hält 1200 Qm. und bietet ebenfalls dem Auge
in mannigfachem Wechsel Gebirge, Thäler und Ebenen von Flüssen durch-
schlängelt , hat jedoch mehr harten und felsichten Boden. Was die Vegetation
betrifft, so ist sie reich zu nennen, wenn auch nicht an Kokos und Brodfrucht,
doch an andern Nähr- und Nutzpflanzen, z. B. an dem geschätzten neuseelän-
dischen Flachs oder ph'ormium tenax, und an Kohlpalmen. An den Bergen, die