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1. Theil 3 - S. 20

1880 - Stuttgart : Heitz
20 Neue Geschichte. 1. Periode. Reformation. ihn in Worms zu Pulver verbrennen werde. Aber muthig antwortete er: „Wenn gleich meine Feinde ein Feuer machen, das zwischen Wittenberg und Worms hinreicht, so will ich doch im Namen des Herrn erscheinen, Christum bekennen und denselben walten lassen. In der Nähe von Worms kam ihm ein Bote von S palatin, seinem Freunde und des Kurfürsten Geheimschreiber und Hofprediger, entgegen: er solle doch ja nicht nach Worms kommen und sich nicht in solche Gefahr begeben. Er ließ ihm aber antworten: „Und wenn auch so viele Teufel zu Worms wären als Ziegel auf den Dächern, doch wollt' ich hinein!" So zog er am 16. April 1521 in Worms ein. Vor seinem Wagen ritt der kaiserliche Herold einher; eine Menge von Reitern und Wagen, die ihn eingeholt hatten, folgte seinem Wagen, und mehr als 2000 Menschen drängten ihm nach bis an sein Quartier. Schon am folgenden Morgen erschien der Reichsmarschall bei ihm und citirte ihn, Nachmittags auf der Reichsversammlung zu erscheinen. Zur bestimmten Zeit holte er ihn selbst ab. Was gab es da für einen Zusammenlauf! Auf der Straße standen die Menschen Kopf an Kopf; ja viele stiegen auf die Dächer, und alle Fenster waren dicht besetzt. Aber dies Mal warteten die Leute vergebens; denn weil durch das Gedränge nicht durchzukommen war, mußte Luther durch einige Hinterhäuser und Gärten geführt werden. An der Thür des großen Saales standen mehrere Ritter. Einer davon, der berühmte Georg Fruudsberg, klopfte ihm treuherzig auf die Schulter und sprach: „Münchlein! Münchlein! du gehst jetzt einen Gang, einen solchen (Wider-) Stand zu thun, dergleichen ich und mancher Oberster auch in der allerernstesten Schlacht nicht gethan haben. Bist du auf rechter Meinung und deiner Sache gewiß, so fahre in Gottes Namen fort und sei nur getrost, Gott wird dich nicht verlassen!" Diese Worte stärkten Luthers Gemüth nicht wenig; denn etwas beklommen war ihm doch ums Herz, als er, der schüchterne Mönch, nun auftreten sollte vor dem Kaiser und den Fürsten, seine Meinung zu vertheidigen. Jetzt flogen die Saalthüren auf und Luther schritt hinein. Da saß auf dem Throne Kaiser Karl V., ein stattlicher Herr von 21 Jahren, in wahrhaft kaiserlicher Pracht, und in zwei langen Reihen vor ihm saßen die Fürsten, Herzöge und Grafen des deutschen Reiches. Alle schauten Luther starr an, und mehr als 5000 Menschen, die in dem Saale und vor den Fenstern standen, alle sahen nur auf ihn allein. Aber aus den Augen fast aller sah er Bewunderung oder Zufriedenheit
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