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1. Theil 3 - S. 21

1880 - Stuttgart : Heitz
Luther in Worms. 21 mit ihm strahlen, und viele der zunächst Stehenden munterten ihn auf, sich nicht zu fürchten vor denen, die nur den Leib tobten könnten. Der Vicar des Kurfürsten von Trier, der das Wort führte, fragte ihn, ob er die Bücher, die auf dem Tische lägen, als die feinigen erkenne, und ob er widerrufen wolle? — Die erste Frage bejahte er; aber wegen der zweiten bat er sich Bedenkzeit aus, die ihm der Kaiser auch gewährte. Erst als er den Saal hinter sich hatte, athmete er wieder frei. Das sah er nun doch ein, daß es keine Kleinigkeit sei, so vor Kaiser und Reich zu stehen und seine Meinung zu verfechten; so gewaltig hatte er es sich nicht gedacht. Aber bald gab ihm der Gedanke an den Beistand Gottes, für dessen Wort er hier zu reden habe, neue Kraft, und er freute sich, als er schon am folgenden Nachmittag um 4 Uhr wieder zur Versammlung abgerufen wurde. Nachdem er zwei ganzer Stunden draußen hatte warten müssen, umdrängt von unzähligen Neugierigen, öffneten sich für.ihn die Thüren und er trat ein. Schon brannten im Saale alle Kerzen und Fackeln. „Allergnädigster Kaiser, gnädigste Kurfürsten, Fürsten und Herren!" hob er an, „ich erscheine gehorsam auf dem Termine, so mir gestern Abend angesetzt ist, und bitte durch Gottes Barmherzigkeit, Ew. Maj. und Gnaden wollten diese gerechte und wahrhaftige Sache, wie ich hoffe, gnädigst hören; und so ich ans Unverstand vielleicht einem jeglichen seinen gebührlichen Titel nicht geben, oder mich sonst nicht nach Hofgebrauch in Geberden erzeigen sollte, mir es gnädigst zu gut halten, als der ich nicht zu Hose ge-gewest, sondern immer im Kloster gesteckt bin und von mir anders nicht zeugen kann, denn daß ich in dem, was von mir bishero mit einfältigem (aufrichtigem) Herzen gelehrt ober geschrieben worden, allein Gottes Ehre und der' Christgläubigen Nutz und Seligkeit angesehen und gesucht habe." Dann redete er von seinen Büchern und von den darin enthaltenen Lehrsätzen, alles in deutscher Sprache. Da erinnerte man ihn, der Kaiser verstehe davon nicht viel; er solle doch das mit lateinischen Worten wiederholen. Das that er auch, ob er gleich sehr schwitzte und ihm wegen des Getümmels sehr heiß war. Nachbem er lange überaus bescheiden gesprochen hatte, fiel ihm der Vicar in die Rede und verlangte eine runbe, richtige Antwort, ob er roib errufen wolle ober nicht. „Weil benn," antwortete Luther, „kaiserliche Majestät, kur- und fürstliche ©naben eine schlichte, einfältige, richtige Antwort begehren, so will ich eine geben, die web er Hörner noch Zähne haben soll,
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