Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Theil 3 - S. 39

1880 - Stuttgart : Heitz
Luthers Tod. 39 Bewegung gesetzt. Einige waren nach den beiden Stadtärzten gelaufen, die auch gleich kamen. Auch Graf Albrecht war geweckt worden und eilte mit seiner Frau herbei. Die besorgliche Dame brachte Tropfen mit und gab sie ihm ein. Seine Freunde trösteten ihn damit, daß er schwitze; das sei ein Zeichen, daß Gott Gnade zur Besserung gebe. Er aber schüttelte ungläubig den Kopf. „Es ist kalter Todesschweiß," sprach er; „ich werde meinen Geist aufgeben, denn die Krankheit mehret sich." Nachdem der eine dies, der andere jenes ihm gerathen und versucht hatte, fing Luther an zu beten: „Mein himmlischer Vater, ewig barmherziger Gott, du hast mir deinen lieben Sohn Jesum Christum offenbaret; den habe ich gelehrt, den habe ich bekannt, den liebe ich und den ehre ich als meinen lieben Heiland und Erlöser. Nimm meine Seele zu dir!" Nach einer Weile sprach er: „Ich fahre dahin; aber wir haben einen Gott, der da hilft, und einen Herrn, der vom Tode errettet." Dann rief er drei Mal: „In deine Hände befehle ich meinen Geist! Du hast mich erlöset!" Plötzlich schwieg er und sank zusammen. Die Umstehenden riefen und schüttelten ihn, die Gräfin rieb ihn mit Spiritus; auch schlug er noch einmal die Augen auf, konnte aber nur schwach ja oder nein antworten. Da riefen ihm Cölius und Jonas zu: „Allerliebster Vater, bekennet Ihr Christum, den Sohn Gottes, unsern Heiland und Erlöser?" Er antwortete vernehmlich: „Ja!" Gleich wurden ihm aber Stirn und Angesicht kalt, und wie sehr man ihn attch rief und schüttelte, er hörte und antwortete nicht mehr, holte noch einmal einen tiefen Athem und entschlief sanft mit gefalteten Händen. Das war in der Nacht zwischen 2 und 3 Uhr, am 18. Februar 1546. Nun ließen alle ihren Thränen und Klagen freien Lauf. Ein Eilbote benachrichtigte den Kurfürsten von dem traurigen Todesfälle, und als der Tag graute, verbreitete sich schnell die Trauerpoft durch ganz Eisleben, wo alle ihn wie einen Vater bedauerten. Der Kurfürst schrieb eiligst zurück und befahl, daß die Leiche nach Wittenberg gebracht würde. Am folgenden Tage trug man sie in feierlicher Procession nach der Hauptkirche. Doctor Jonas hielt hier eine rührende Leichenrede, bei welcher kein Auge trocken blieb. Zehn Bürger blieben dann bei der Leiche als Wache zurück. Am 20. Februar versammelten sich wieder Nachmittags die Grafen und eine ungeheure Menge von Menschen in der Kirche, hoben den zinnernen Sarg auf den dazu bestimmten Wagen und gaben der theuern Leiche das
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer