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1. Theil 3 - S. 46

1880 - Stuttgart : Heitz
46 Neue Geschichte. 1. Periode. Reformation. Herr schlug mit dem Schwerte wacker um sich, erhielt einen Hieb in den linken Backen und ergab sich erst, als ihm ein Ritter Moritzens, Thiele von Trotha, zurief: „Er sollte doch seines Lebens schonen." „Ja!" antwortete er, „einem Deutschen ergebe ich mich!" zog zwei Ringe vom Finger und gab sie ihm zum Zeichen der Gefangenschaft. Der Ritter brachte ihn zum Herzoge von Alba und dieser, nachdem er sich drei Mal.geweigert hatte, zum Kaiser. Karl hielt gerade, von seinem ganzen Gefolge umgeben, mitten in der Haide. Da näherte sich ihm Alba mit dem tiefgebeugten Kurfürsten, der allgemeines Mitleiden erweckte. Das Blut lief ihm von der zerhauenen Wange herab; sein Panzerhemde war mit Blut bedeckt. „Herr Gott, erbarme dich mein!" sagte er; „nun bin ich hier!" — Alba half ihm vom Pferde, während aller Blicke auf ihn gerichtet waren und eine Todtenstille herrschte. Er wollte sich auf ein Knie niederlassen; Karl verbat es. Er zog den Blechhandschuh aus, dem Kaiser nach deutscher Weise die Hand zu reichen; Karl wendete sich ab. „Großmächtigster, allergnädigster Kaiser!" fing er an. — „So?" fiel ihm Karl ins Wort, „bin ich nun euer gnädigster Kaiser? Ihr habt mich lange nicht so geheißen!" — „Ich bin," fuhr der Kurfürst fort, „Euer kaiserlichen Majestät Gefangener und bitte um ein fürstliches Gefängniß!" — „Wohl!" sprach Karl kalt und streng, „Ihr sollt gehalten werden, wie Ihr es verdient!" Nun ging Karl vor Wittenberg, wo die Kurfürstin mit ihren Kindern war. Karl verlangte, daß gleich die Thore geöffnet würden, sonst würde er ihnen den Kopf des Kurfürsten hineinschicken. Die muthige Frau ließ sich aber nicht schrecken; auch mochte sie wohl die Drohung nicht für Ernst halten. Da sprach Karl wirklich das Urtheil aus: „Daß Johann Friedrich, der sich Herzog zu Sachsen nenne, wegen seiner Rebellion u. s. w., ihm zur Bestrafung und andern zum Exempel, durch das Schwert vom Leben zum natürlichen Gerichte fürgebracht werden solle," und befahl zugleich, das Urtheil wirklich zu vollziehen. Als die Männer, die es dem Kurfürsten ankündigen sollten, in sein Zelt traten, saß er gerade mit seinem Mitgefangenen, Herzog Ernst von Lüneburg, am Schachbrette. Wie Menschen, die im Glück große Schwäche zeigen, oft im Unglück eine starke Seele offenbaren, zeigte sich auch bei ihm. Ohne zu erschrecken, antwortete er: „Ich kann nicht glauben, daß der Kaiser dermaßen an mir handeln sollte. Ist es aber gänzlich also bei der kaiserlichen Majestät beschlossen, so be-
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