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1. Theil 3 - S. 49

1880 - Stuttgart : Heitz
Karls V. Flucht. 49 Aber auch bei Kaiser Karl V. sollte es sich bewähren, keiner stehe so hoch, daß er nicht fallen könnte. Er hatte sich nach Innsbruck in Tirol begeben, wo er die folgenden Jahre sehr eingezogen verlebte und die Gicht ihn sehr quälte, so daß er selten das Zimmer verlassen konnte. Indessen hatte Moritz sich mehrere Male, aber immer vergebens, für seinen Schwiegervater verwendet. Es kränkte ihn tief, daß Karl immer noch beide Fürsten gefangen hielt; auch mochte ihm wohl sein Gewissen sagen, daß er bei den Evangelischen viel wieder gut zu machen habe. Kurz, es wurde allmählich der Entschluß bei ihm reif, den Kaiser mit Gewalt zu zwingen, seine Gefangenen frei zu geben. Karl arbeitete Moritzen selbst in die Hände. Er trug ihm, dem er mehr als jedem Andern traute, auf, die Stadt Magdeburg, über die damals die Reichsacht ausgesprochen war, zu belagern. Nun hatte dieser einen Vorwand, Soldaten zu sammeln. Er zog die Belagerung ein ganzes Jahr lang hin; auch dann ließ er die Truppen nicht auseinander gehen, indem er bald diesen, bald jenen Grund vorschützte. Mehrere deutsche Fürsten verbanden sich mit Moritz gegen den Kaiser; sie schlossen, um das Gelingen ihrer Unternehmung zu sichern, ein Bündniß mit dem französischen Könige Heinrich Ii. und gaben leider demselben für seine Hülfe die Städte Metz, Tont, Verdun und Cambray Preis. Man warnte den Kaiser; aber dieser äußerte, von Moritz könnte er nichts fürchten; er habe ihm ja nichts anderes als Liebe und Gutes erwiesen. Wirklich wußte ihn auch Moritz durch die ausgesuchtesten Verstellungskünste zu täuschen. Er schrieb ihm, er würde nächstens selbst nach Innsbruck kommen, ließ sich dort eine Wohnung miethen, ja er reiste gar schon dahin ab, wurde aber unterwegs plötzlich krank. Endlich, als alles reif war, brach er auf und flog wie ein Sturmwind herbei, mit solcher Schnelligkeit, daß er beinahe den Kaiser in Innsbruck ereilt hätte. Bei Nacht und Nebel mußte der arme kranke Mann im fürchterlichsten Regenwetter auf und davon. Man setzte ihn, weil er wegen der Gicht weder reiten noch fahren konnte, in eine von Mauleseln getragene Sänfte, leuchtete ihm mit Fackeln vor, und führte ihn so durch Bergschluchten und auf Felsenpfaden nach Kärnthen. So weit war es jetzt mit dem sonst so mächtigen Kaiser gekommen, daß er vor einem deutschen Fürsten die Flucht ergriff! Moritz benutzte seinen Vortheil. Er drang dem Kaiser nicht nur das Versprechen ab, augenblicklich beide gefangene Fürsten frei zu lassen und sich an Moritz nie fachen zu wollen, sondern Weltgeschichte für Töchter. Iii. 16. Aufl. 4
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