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1. Theil 3 - S. 93

1880 - Stuttgart : Heitz
Johanna Gray. Maria von England. 93 Knabe. Dennoch wollte man ihn schon verheirathen, und zwar an die junge Königin von Schottland, Maria Stuart, damit beide Königreiche vereinigt würden. Aber die Schotten konnten die Engländer nicht leiden und schickten die junge Maria lieber nach Frankreich, wo sie an Franz Ii.,' den ältesten Sohn der Katharina von Medicis, vermählt wurde. Mit Besorgniß dachten die Engländer daran, wer einmal König werden sollte, wenn Eduard stürbe; denn er hatte die evangelische Lehre eingeführt. Er hatte zwar zwei Stiefschwestern, Maria und Elisabeth; aber jene war wegen ihrer Vorliebe für die katholische Lehre verhaßt, und wenn sie übergangen wurde, mußte auch Elisabeth übergangen werden. Da beredete ein überaus ehrgeiziger Mann, der Herzog von Northnmberland (sprich Nohrßömberländ), der den jungen König ganz in seiner Gewalt hatte, denselben, die Johanna Gray, eine junge, sehr sanfte und sorgfältig unterrichtete Dame, eine Enkelin der jüngsten Schwester Heinrichs Viii., zur Nachfolgerin zu ernennen. Eduard willigte ein und Northumber-land vermählte sie an seinen Sohn Gnilford Dudley (sprich Gilsord Döddli). Eduard selbst richtete die Hochzeit prächtig aus; denn er hatte die sechzehnjährige Johanna, die mit ihm aufgewachsen, viele Lehrstunden mit ihm getheilt und oft ihn übertroffen hatte, herzlich lieb. Gnilford war nur ein Jahr älter und nie war Jugend und Unschuld in einew Brautpaar schöner erschienen. Bald daraus starb der junge König nach sechsjähriger Regierung. Sogleich reisten ihr Vater/der Herzog von Suffolk (sprich Suffock) und der Herzog von Northumberland nach ihrem stillen Landsitze, wo sie sich mit den Wissenschaften beschäftigte, und kündigten ihr auf den Knieen — so wollte es die Sitte — ihre Erhebung als Königin an. Im ersten Augenblicke war sie betroffen; als sie sich gefaßt hatte, bot sie alle Beredtsamkeit auf, um die angebotene Würde, die ihr nicht gebühre, von sich abzulehnen. „Der Schwester Eduards," sprach sie, „nicht mir, kommt der Thron zu. Ungeachtet meiner Jugend bin ich alt genug, um die Wechsel des Glücks zu kennen, und habe in Katharina von Aragonien und Anna Boleyn warnende Beispiele. Auch fühle ich mich zu schwach für eine solche Würde, und möchte meine Freiheit und meine Ruhe nicht gegen goldene Fesseln vertauschen. Wer mich wahrhaft liebt, wird mich nicht Stürmen aussetzen wollen, die unvermeidlich sind." Aber Vater, Schwiegervater und Gemahl stürmten mit Bitten auf sie ein. Endlich ergab sie sich. Als sie in London einzog.
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