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1. Theil 3 - S. 109

1880 - Stuttgart : Heitz
Maria Stuart. Bothwell. 109 war aus einer angesehenen schottischen Familie, von äußerlicher Annehmlichkeit, aber ausschweifenden Sitten; „er stand aus der bedenklichen Scheidelinie zwischen einem Helden und einem Räuberhauptmann." Es war ihm gelungen, Maria's Gunst in dem Grade zu erlangen, daß sie nichts ohne seinen Rath unternahm, und ihre Abneigung gegen Darnley erregte in ihm die Hoffnung, sie durch eine Scheidung von ihm zu befreien und dann durch eine Vermählung mit Maria selbst auf den schottischen Thron zu steigen. Mit Unwillen aber verwarf Maria den Vorschlag zu einer Scheidung von ihrem Gemahle. „Nein," sagte sie, „ich will nichts thun, was meinen guten Namen und mein Gewissen verletzen könnte. Laßt die Sachen wie sie sind, bis es Gott gefallen wird, dem Uebel abzuhelfen." Doch ist sie nicht von der Schuld freizusprechen, die Hoffnungen Bothwells durch Gunstbezeigungen aufgemuntert zu haben. Von der Zeit an dachte Bothwell darauf, die Königin, auch selbst wider ihren Willen, von Darnley zu befreien. Darnley hatte sich nach Glasgow begeben, wo er nach einiger Zeit so plötzlich krank wurde, daß man eine Vergiftung vermuthete. Maria reifte zu ihm, da sie erfuhr, daß er ihre Gegenwart sehnlichst wünsche, und als er etwas hergestellt war, nahm sie ihn mit sich nach Edinburg, wo sie mit ihm ein Landhaus bezog, welches in der höchsten und gesundesten Gegend vor der Stadt lag. Hier pflegte sie ihn sorgfältig und brachte acht Tage bei ihm zu. Ihre Aussöhnung schien aufrichtig, aber nach dem, was folgte, ist fast zu glauben, daß Maria ihren Gatten nur sicher machen wollte. Indessen entwarf Bothwell mit einigen andern den Plan, den König schnell und sicher aus der Welt zu schaffen. Maria war fortwährend um ihn; nur eine Nacht war sie abwesend, weil sie in ihrem Schlosse in der Stadt einer ihrer Kammerfrauen eine Hochzeit ausrichtete und den Ball selbst zu eröffnen versprochen hatte. Am 9. Februar 1567 verließ sie ihn Abends 11 Uhr; sie küßte ihn beim Abschiede und schenkte ihm einen Ring, den sie sich vom Finger zog. Und eben diese Nacht wählten die Verschworenen zur Ausführung ihres Vorhabens. Gegen 2 Uhr des Morgens flog das Haus, in welchem sich der König befand, mit einem fürchterlichen Knalle in die Luft.*) *) Man fand den Körper Darnley's in einem nahe gelegenen Garten und zwar erdrosselt. Er war also entweder vor der Explosion ^bereits getödtet worden, oder er hatte dieselbe überlebt. In jenem Falle wäre die Sprengung des Hauses nur ein Deckmantel für den eigentlichen Mord gewesen, in letzterem Falle war die Vereitelung der Absicht der Explosion entdeckt worden.
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