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1. Theil 3 - S. 110

1880 - Stuttgart : Heitz
110 Neue Geschichte. 1. Periode. England. Maria war oder stellte sich erschrocken; sie jammerte laut auf, und versprach, alles aufzubieten, den Urheber der scheußlichen That zu entdecken. Der Hauptverdacht fiel auf Bothwell; da man aber wußte, in wie hoher Gnade er bei Maria stand, so wagte es niemand, ihr die öffentliche Vermuthung mitzutheilen. Nur in der Nacht ließen sich in den Straßen Stimmen hören, welche Bothwell und Maria die Mörder des Königs nannten, und häufig fand man an den Straßenecken Zettel angeklebt, die ungescheut das Nämliche behaupteten. Ob Maria an der Ermordung Darnley's schuldig war, ist zwar nicht erwiesen; aber es ist nicht zu glauben, daß Bothwell ohne ihre Zustimmung die Schandthat gewagt haben würde, wenn er auch aus seinem Sterbebette in Malmöe (in Dänemark) an Eidesstatt erklärte, daß er Darnley auf Anstiften Murray's und zweier andern ermordet habe. Wahrscheinlich ist, daß schon vor Darnley's Ermordung ein Verständniß zwischen Maria und Bothwell stattgefunden, und daß sie durch ihr Betragen den Verschworenen gezeigt habe, sie würde Darnley's Tod nicht ungern sehen und dem Bothwell ihre Hand zu geben bereit sein. Höchst unbesonnen war, daß sie nicht einmal den Schein vermied. Zwar wurde ein Gericht niedergesetzt; da es aber an bestimmten Beweisen fehlte und Bothwell sogar Vorsitzer des Gerichts war, so wurde er für unschuldig erklärt. Darauf beging sie in ihrer Verblendung die Unbesonnenheit, seinen Bitten um Vermählung nachzugeben. In dieser Absicht verabredete sie mit ihm eine Entführung. Bei einem Spazierritt, den sie in weniger Begleitung unternahm, begegnete er ihr mit einigem Gefolge wie zufällig und führte sie nach seinem Schlosse. Hier vermählte sie sich, als wenn sie es halb gezwungen thäte, drei Monate nach Darnley's Ermordung mit ihm (1567). Dieser Leichtsinn war um so sträflicher, da Bothwell sich, um sie heirathen zu können, von seiner Frau, mit der er erst ein halbes Jahr vorher vermählt worden war, mußte scheiden lassen. Hat aber jemand für seinen Leichtsinn schwer gebüßt, so war es unstreitig Maria. Mit Bothwell lebte sie höchst unglücklich. Kein Tag verging, an dem er sie nicht schlecht behandelte und sie über ihn Thränen vergoß. Der Fluch des Verbrechens, mit welchem diese Ehe eingeleitet worden war, wirkte fort. Der ganze schottische Adel war über die Vermählung Maria's mit Bothwell dermaßen empört, daß er sich gegen die Königin verband und in's Feld zog. Schon eingeschlossen, entwischen Maria und Bothwell, können sich aber im offenen Felde nicht halten;
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