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1. Theil 3 - S. 119

1880 - Stuttgart : Heitz
Maria Stuarts Tod. 119 sie an ihren Beichtvater, der in demselben Schlosse wohnte, aber nicht zu ihr gelassen wurde, und bat ihn, nachdem sie ihm ihre Sündhaftigkeit gebeichtet hatte, um Absolution. Er möchte doch — fuhr sie fort — diese Nacht für sie wachen und beten und ihr die passendsten Gebete anzeigen. Dann schrieb sie eigenhändig und ohne anzuhalten ihr Testament, in welchem sie keinen ihrer Bedienten vergaß. Auch an den König von Frankreich, Heinrich Iii., schrieb sie einen Brief, in welchem sie ihm ihre Diener zur Versorgung empfahl, ihm Gesundheit und ein langes Leben wünschte und um Gründung einer jährlichen Seelenmesse bat. Sie unterzeichnete diesen Brief um 2 Uhr nach Mitternacht. Hierauf theilte sie die wenigen ihr noch übriggelassenen Kostbarkeiten unter ihre Diener aus, und gab ihnen zugleich den Brief an den König von Frankreich, sowie einen an den Herzog von Gnise mit. Nun legte sie sich zur Ruhe und schlief vier Stunden lang recht sanft. Dann stand sie auf und brachte die wenigen Stunden bis zu ihrem Tode mit Gebet zu; sie genoß auch eine Hostie, welche der Papst geweiht und einst ihr zugeschickt, die sie aber bis zu diesem Augenblicke aufbewahrt hatte. Als die achte Stunde nahte, zog sie, ohne sich bedienen zu lassen, ein Kleid von Sammet und Seide, wie zu einem Festtage, an. Die übrigen Kleider hatte sie Abends vorher vertheilt. „Gern," sprach sie, „hätte ich euch auch dies Kleid, das reichste von allen, gelassen, aber Maria Stuart muß auf ihrem Gange anständig erscheinen." Darauf bedeckte sie sich mit einem weißen Schleier, der bis auf die Füße herabwallte. Um 8 Uhr Morgens (8. oder 18. Februar 1587) trat der Sheriff der Grafschaft in ihr Zimmer und zeigte ihr an, daß die Stunde da sei. „Ich bin bereit," antwortete Maria. Noch einmal sagte sie ihren Dienern Lebewohl und ging, gestützt aus zwei Bediente ihres Hauses, mit bescheidenem, aber majestätischem Anstande durch die an ihr Zimmer stoßende Halle. Hier fand sie die beiden Grafen, ihren Hüter und andere Staatspersonen. Auch ihr Haushofmeister Melvil stand hier. Er warf sich ihr zu Füßen, rang die Hände und rief, von unnennbarem Schmerze ergriffen: „O wie unglücklich bin ich! Wer war je vor mir Ueberbringer so betrübter Botschaft, wie ich jetzt überbringen muß, wenn ich in mein Vaterland zurückkehren und erzählen werde, daß ich meine gnädige Königin und Gebieterin in England enthaupten sah?" Die Thränen erstickten seine fernere Rede. „Höre auf, getreuer Diener," antwortete Maria tief gerührt, „höre auf zu weinen.
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