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1. Theil 3 - S. 151

1880 - Stuttgart : Heitz
Ausbruch der Unruhen. 151 geschärft und befohlen, die Hinrichtungen nunmehr heimlich vorzunehmen, damit nicht durch die Standhaftigkeit der Ketzer noch mehr Abtrünnige würden. Dadurch erreichte die Furcht der Niederländer den höchsten Grad. Man hörte schon in Gedanken Gefängnisse mauern, Ketten und Halseisen schmieden und Scheiterhaufen zusammentragen. Fast alle Magistrate erklärten, sie könnten die neuen Befehle des Königs nicht beobachten; 50—60,000 Menschen aus ihren Districten in den Flammen umkommen zu sehen, sei kein Auftrag für sie. Ein allgemeiner Geist des Aufruhrs durchlief das ganze Land. So blödsinnig wären die Niederländer nicht — hörte man viele ziemlich laut sagen —, daß sie nicht wissen sollten, was der Unterthan seinem Herrn und dieser seinen Unterthanen schuldig sei; es gäbe wohl noch Mittel, Gewalt mit Gewalt zu vertreiben. Dreihundert vom Adel vereinigten sich und unterschrieben eine Schrift, wodurch sie sich zur gegenseitigen Vertheidigung verbanden und die man den Co mp romiß nannte, und nun beschloß man, nach Brüssel zu ziehen, um der Statthalterin eine Bittschrift zu überreichen. Am 5. April 1566 hielten die Verschworenen, 3—400 an der Zahl, immer vier und vier, ihren feierlichen Aufzug nach dem Palaste der Statthalterin. Der Graf von Brederode, ein Abkömmling der alten Grafen von Holland, führte ihn an. Margarethe entfärbte sich, als der lange Zug in den Saal trat; ein Herr von Barlaimont aber, ihr Rathgeber flüsterte ihr zu, sie solle sich nicht fürchten vor diesen Bettlern (gueux). Das hatten einige gehört, und als die Verschworenen am Abende ein Gast-, mahl hielten, brachte Brederode die Gesundheit der Bettler oder Geusen aus, hängte sich eine Pilgertasche um und trank aus einem hölzernen Becher, der rund um die Tafel ging. Seit der Zeit war der Name Geusen Parteiname. Sie thaten sich darauf etwas zugute, Bettler genannt zu sein, kleideten sich in graue Mäntel und ließen eine Münze schlagen, auf deren einer Seite des Königs Bildniß mit der Umschrift: „Dem Könige getreu," und auf der andern zwei gefaltete Hände, die eine Tasche hielten, mit der Umschrift: „Bis zum Bettelsacke," standen. Margarethe hatte zwar nicht gewagt, ohne Bewilligung Philipps die Inquisition aufzuheben; aber sie hatte den Richtern bis zur Ankunft der Antwort aus Madrid Mäßigung empfohlen, und diese, die ohnedies ihr Amt meist ungern verwalteten, ließen die Inquisition ganz ruhen. Wie freuten sich die Evangelischen! Alle,
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