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1. Theil 3 - S. 163

1880 - Stuttgart : Heitz
Hugo de Groot. Oldenbarneveldts Tod. 163 von der Herrschaft der Spanier losgemacht hatten, brachen, wie das in Freistaaten gewöhnlich ist, bald Streitigkeiten unter den Bürgern aus. Es lebten nämlich damals in Leyden zwei theo- logische Professoren, Arminins und Gomarus, die miteinander über die Lehre vom göttlichen Rathschlnsse in Streit geriethen. Jener behauptete: Gott wolle, daß alle Menschen zur Seligkeit gelangten; darum vergebe er allen, die ihre Sünden aufrichtig bereuten und ihre Hoffnung auf Jesus setzten, und schenke ihnen das ewige Leben. Dem aber widersprach Gomarus: Gott habe von Ewigkeit her bestimmt, welche Menschen selig und welche ver- dammt werden sollten; jene ziehe er zur Besserung, diese dagegen müßten in ihren Sünden verbleiben. Bald nahm das ganze Land an diesem Streite Theil; auf allen Kanzeln, in allen Schenken hörte man die Lehre vom göttlichen Rathschlusse heftig vertheidigen oder bestreiten. Das Auffallendste dabei war daß die meisten sich für den starren Gomarus, nur die kleinere Zahl sich für den sanftern Arminins erklärten. Die Armini an er überreichten den Staaten von Holland eine Schrift — Remonstrantie — in welcher sie baten, daß dieselben sie auf einer Synode frei anhören oder wenigstens ihren Gegnern Stillschweigen auflegen möchten. Die Gomaristen antworteten darauf mit einer sehr heftigen Contra-remonstrantie, in der selbst Schimpfwörter nicht gespart waren. Beide Parteien erhielten nun die Namen der Demonstranten und Contraremonstranten. Bald wurde auch die Politik eingemischt. Der alte, ehrwürdige Rathspensionär von Holland, Oldenbarneveldt, der größte Staatsmann der Niederlande, hatte sich für die Remonstranten erklärt; darum trat Moritz von Oranien, sein Gegner, auf die Seite der Contraremonstranten. Auf Oldenbarneveldts Rath befahlen die Staaten von Holland den Geistlichen, den Streit nicht mehr auf die Kanzel zu bringen und sich überhaupt einander mit Liebe und Einigkeit zu begegnen. Die Remonstranten waren dazu gleich bereit, aber die Eontra- remonstranlen widersprachen: sie ließen sich das Predigen der Wahrheit nicht verbieten. Endlich ging Moritz so weit, die Häupter der Remonstranten, namentlich Oldenbarneveldt, verhaften zu lassen (1618). Zu ihnen gehörte auch einer der ausgezeichnetsten Gelehrten, Hugo de Groot, gewöhnlich Hugo Grotius genannt, der so große Talente besaß, daß er schon im 15. Jahre über die schwersten Sätze der älteren Gelehrten disputirte und im 17. Jahre den ersten Proceß für jemand führte. Aber weil er dem Statt-
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