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1. Theil 3 - S. 179

1880 - Stuttgart : Heitz
Unruhen in Böhmen. Matthias. 179 aber bei den Ständen als Katholiken verhaßt, und zwei von ihnen, Martiniz und Slawäta, wurden besonders als die Anstifter des Bösen angesehen. Schon sonst hatten sie sich gegen die Stände feindselig gezeigt, und man erzählte von ihnen, daß sie auf ihren Gütern die evangelischen Bauern mit Hunden in die Messe hetzten, und sie durch Versagung der Taufen, Trauungen und Begräbnisse zum katholischen Glauben zu zwingen suchten. Die Stände hielten sogleich eine Versammlung, und beschlossen, der Statthalterschaft zu erklären, daß in Folge des Majestätsbriefes kein Befehl Kraft habe, der den zugesicherten Freiheiten der evangelischen Kirche entgegenlaufe. Das Volk versammelte sich auf den öffentlichen Plätzen, der Majestätsbrief und des Kaisers Bescheid wurden vorgelesen, und nur mit Mühe konnten die Abgeordneten der Stände die empörte Menge abhalten, das Schloß zu stürmen und die Statthalter zu verjagen. Am 23. Mai 1618 fanden sich die Stände, größtenteils bewaffnet und von einem bewaffneten Volkshaufen begleitet, auf dem Schlosse ein. Die Vornehmsten traten mit Ungestüm in die Kanzlei, wo vier der Statthalter, Adam v. Sternberg, Diepold v. Lobkowitz und die Grafen Martiniz und Slawlta saßen. Ein böhmischer Edelmann, Paul v. Rziczan, von den Ständen zum Redner bestimmt, führte das Wort: er wolle wissen, ob sie zu dem höchst nachtheiligen Schreiben gerathen hätten? — Sternberg bat sie, sich zu mäßigen und keine Gewalt zu brauchen. Darauf antwortete ein anderer (Colon von Fels): gegen Lobkowitz und Sternberg habe man nichts; „mit euch aber," fuhr er, zu Martiniz und Slawäta sich wendend, fort, „werden wir uns nimmer vertragen; denn ihr seid die Verräth er, welche des Landes Freiheit verrathen." Martiniz wollte mit heftiger Rede sich rechtfertigen. „£)!" rief ein Dritter (Wenzel von Raupora), „werft sie doch nach alt-böhmisch gutem Gebrauche zum Fenster hinaus." — Sternberg und Lobkowitz wurden nun beim Arme aus dem Zimmer geführt; die andern Beiden aber baten, man möchte sie doch nach den Gesetzen richten. Aber man hörte sie nicht; mehrere Stimmen schrien verwirrt durcheinander. Martiniz wurde von einem bei den Händen, von andern bei den Füßen ergriffen, zum Fenster geschleppt und hinunter in den Schloßgraben gestürzt. Die rasche That erschreckte die Thäter selbst, und bestürzt standen sie da. Aber Thurn rief endlich: „Edle Herren, hier habt ihr den andern!" Slawäta wurde auch ergriffen und flog dem ersten nach, und als dritten
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