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1. Theil 3 - S. 206

1880 - Stuttgart : Heitz
206 Neue Geschichte. 2. Periode. Dreißigjähriger Krieg. der Kaiser Ferdinand oft nicht wußte, wo er das Geld hernehmen sollte. Sechzehn Kammerherren, von denen vier den täglichen Dienst und jeder seinen eigenen Pagen und Bedienten hatte, waren seiner Winke gewärtig, und Virtuosen aller Art verherrlichten seinen Hos. Auf Reisen folgten ihm sechs Kutschen mit seinem Gefolge, im Kriege gar 100 vier- und sechsspännige Wagen. Er selbst war mäßig und nüchtern und schalt denjenigen des Lebens unwürdig, der nur für seinen Magen lebte. Wenn aber gezecht wurde, so ging es wild her und man trank dann aus Hüten. Er sprach nur wenig, lachte selten, war finster, mürrisch, eigensinnig, ungeduldig und mißtrauisch, erlaubte aber bei der Tafel Frohsinn und Scherz. Wegen der Gicht ging er langsam und aus einen Stock gestützt; mißtrauisch warf er bei jedem Schritte die Augen umher. Sein thätiger Geist ruhte nie; daher mußte eine Todtenstille um ihn her fein. Weit um fein Quartier her waren Posten aufgestellt, welche jeden warnen mußten, stark aufzutreten, und das Bellen der Hunde, das Raffeln der Wagen, jedes laute Wort, selbst das Klingen der Sporen war ihm verhaßt. Sein Stolz verlangte die tiefste Ehrerbietung von jedermann, selbst von dem Vornehmsten, und es machte ihm ein Vergnügen, deutsche Fürsten recht geringschätzig zu behandeln. In allem, was er that, wich er von der Handlungsweise anderer Menschen ab und sah gern, wenn er das bei andern auch fand. Einst hatte ein Hauptmann, der auf der Wache stand, ihn nicht bemerkt und sollte Schläge bekommen. Aber er widersetzte sich, gab seinem Pferde die Sporen und drohte, den zu erschießen, der sich ihm nähern würde; er wolle lieber mit Ehren sterben, als mit Schande leben. „Brav!" rief Friedland, „du mußt vielen Muth haben, daß du dich meinen Befehlen zu widersetzen wagst." Und er schenkte ihm 2000 Thaler. — Ein gemeiner Soldat zeichnete sich einmal so aus, daß Wallenstein ihn zum Hauptmann ernannte. Aber der Mensch bedankte sich nicht einmal dafür. Darüber war Wallenstein nicht nur nicht böse, sondern er gab ihm obendrein ein bedeutendes Geschenk. „Daß er mir nicht gedankt hat," sprach er, „ist die größte Lobrede auf mich; es beweist, daß ich das Verdienst und nicht die Person belohne. Es ist nicht nöthig, Dank zu sagen, wenn man keine Gefälligkeiten erhalten hat." Was ihm zum Ruhme anzurechnen ist, war, daß er nie auf Empfehlungen, sondern blos auf Verdienste sah. Einmal kam ein Fremder in sein Lager und brachte ein kaiserliches Patent mit, daß Wallenstein den Ueberbringer zum
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