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1. Theil 3 - S. 239

1880 - Stuttgart : Heitz
Karls I. Gefangenschaft. 239 Naseby, in der Mitte Englands (1645), wo ihn Cromwell völlig schlug. Da entschloß er sich kurz, den Schotten sich in die Arme zu werfen, denn er wußte, daß sie mit den Independenten gespannt waren. In einer dunkeln Nacht ritt er, nur von zwei Personen begleitet, von Oxford ins schottische Lager. Anfangs wußten die Schotten nicht recht, wie sie sich gegen ihn benehmen sollten, und nahmen ihn mit vieler Ehrerbietung auf. Aber sie gaben ihm zugleich eine Wache, unter dem Vorwande, ihn zu ehren, eigentlich aber, damit er ihnen nicht entwische. Nachdem sie ihn eine Weile mit sich herumgeschleppt hatten, lieferten sie ihn für eine Geldsumme an das Parlament aus, und dieses schloß ihn in ein festes Schloß (Holmby) ein. Da saß nun der unglückliche König einsam, getrennt von allen seinen treuen Dienern, und hatte Zeit, über sein unkluges Betragen nachzudenken. Aber plötzlich öffneten sich die Thüren seines Gefängnisses. Ein ehemaliger Schneider, jetzt Offizier in dem Heere der Independenten, erschien mit einigen hundert Reitern und entführte ihn ins Lager, nicht etwa, um ihn wieder auf den Thron zu setzen, sondern um nun dem Parlamente Gesetze vorschreiben zu können. Die Independenten, d. h. die Männer, welche weder in politischer noch religiöser Hinsicht irgend eine Autorität anerkannten, sondern nur den „Eingebungen des Geistes" folgten, zogen geschwind nach London und schüchterten das Parlament so ein, daß von nun an nur sie herrschten, oder eigentlich Cromwell durch sie. Karl I. war auf ein Schloß in der Nähe von London (Hamptonconrt) gebracht. Von hier gelang es ihm, zu entspringen; er wurde aber bald wieder eingefangen, und Cromwell faßte nun den Entschluß-, ihm den Proceß machen zu lassen. Zu dem Ende wurden alle Gemäßigte aus dem Unterhause gewaltsam ausgetrieben, ihre Stellen von den wüthendsten Independenten eingenommen, und diese Leute setzten fest, daß Karl Stuart — so nannte man den König — gerichtet werden sollte, weil er Krieg gegen das Parlament erregt habe. Das Oberhaus verwarf zwar einstimmig diesen abscheulichen Beschluß; aber daran kehrten sich jene nicht, und die Verordnung wurde als unwiderruflich angenommen. Cromwell spielte dabei eine recht heuchlerische Rolle. Er trat auf und sprach: „Hätte jemand von euch aus eigenem Triebe vorgeschlagen, den König zur Strafe zu ziehen, so würde ich ihn für den größten Verräther gehalten haben. Aber da jetzt die göttliche Vorsehung aus euch spricht, so will ich Gott bitten, daß er
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