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1. Theil 3 - S. 240

1880 - Stuttgart : Heitz
240 Neue Geschichte. 1. Periode. England. eure Anschläge segne. Ich selbst wollte noch neulich eine Fürbitte einlegen für des Königs Wiedereinsetzung; aber da fühlte ich, daß meine Zunge mir am Gaumen kleben blieb, und daraus sah ich, daß Gott ihn verworfen habe." Nun wurden die 133 Richter festgesetzt; aber nur 70 fanden sich ein. Karl zeigte in seinem Unglücke weit mehr Größe der Seele, als auf dem Throne. Er vertheidigte sich mit vieler Klarheit und Fassung. Dreimal wurde er verhört; dann sprachen die Richter das Todesurtheil. Mehrere auswärtige Mächte verwandten sich für ihn; vergebens! Vier Männer traten vor die Richter und erklärten, sie wären, die Rathgeber des Königs gewesen; wenn jemand also Strafe verdiente, so wären sie es; sie wollten, gern für ihren König bluten. Aber sie wurden abgewiesen. Das Volk war tief erschüttert; aber es wurde durch die Soldaten im Zaum gehalten, und so regte sich keine Hand für den unglücklichen Monarchen. Es waren ihm drei Tage Frist gegeben, sich zum Tode zu bereiten. Er benutzte sie zu religiösen Handlungen und zu Unterredungen mit seinen Kindern. Nur zwei derselben, eine Tochter und ein Sohn, waren noch in England; sie erhielten die Erlaubniß, ihn zu besuchen; seine Frau und die anderen Kinder waren schon nach Frankreich geflüchtet. Karl unterhielt sich mit ihnen wehmüthig, trug der Prinzessin seine letzten Grüße an seine Frau auf und entließ sie mit herzlichen Ermahnungen. In den zwei folgenden Nächten schlief er so ruhig wie immer, obgleich unter seinen Fenstern die Zimmerleute das Blutgerüst aufschlugen. Am Morgen seines letzten Tages — es war der 30. Januar 1649 — stand er früh auf, ließ sich sorgfältig ankleiden und hielt mit seinem Freunde, dem Bischöfe Juxon, feine Andacht. Die Hinrichtung wurde auf dem Platze vor seinem Schlosse Whitehall (Hweithahl) vollzogen, um desto stärker zu bezeichnen, daß es der König sei, den das Volk richte. Der ganze Platz war dicht mit Menschen besäet, die ihre tiefe Betrübniß nicht verbargen. Karl hatte durch sein sanftes Betragen während seiner Gefangenschaft die Herzen aller,, die ihm nahe kamen, für sich eingenommen. Jetzt trat er heraus aus dem einen Fenster seines Palastes, von wo man eine Brücke bis zum Blutgerüste angebracht hatte. Er sprach nur mit den Umstehenden einige Worte. Er sterbe unschuldig an seinem Volke, erkenne aber die Gerechtigkeit der göttlichen Vorsehung; denn er habe den Tod darum verdient, weil er in die Hinrichtung seines unschuldigen Ministers gewilligt habe. Er vergebe allen seinen Feinden gern.
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