Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Theil 3 - S. 244

1880 - Stuttgart : Heitz
244 Neue Geschichte. 2. Periode. Frankreich. Mazarin [gest. 1661].*) Der König nahm diesen auch an, starb aber bald darauf (1643). Der neue König, Ludwig Xiv. (1643—1715), stand erst im fünften Jahre. Zur Regentin wurde daher seine Mutter, Anna von Oestreich, eine Spanierin, erklärt; im Grunde aber leitete Mazarin alles. Die Folge davon waren Parteien, in die sich die Großen des Reichs theilten, und da die Franzosen überhaupt zu Ränken geneigt sind, so fehlte es während der ganzen Minderjährigkeit des Königs nicht daran. Mit 14 Jahren wurde er mündig! Aber was ließ sich von einem so jungen Monarchen erwarten? Die Unruhen wurden immer ärger (Unruhen der Fronde). Zuletzt brach ein förmlicher Krieg aus, wobei einige Große es mit dem Minister hielten, andere (Prinz von Conde) ihn wüthend bekämpften. Selbst in den Straßen von Paris wurde einmal eine Schlacht geliefert und Bürgerblut vergossen (1652). Aber der Cardinal blieb Sieger und sein feierlicher Einzug in Paris bewies, daß das absolute Königthum mit Hülfe der Militärgewalt gesiegt hatte. *) Richelieu war wie ein zweiter König im Lande — urtheilt Ranke. Schon beim Jahre 1629 schildert man ihn, wie eine sollicitirende und diensteifrige Menge sein Haus erfüllt, die Thüren seiner Gemächer belagert; wie sie ihn ferner, wenn er etwa in seiner Sänfte herumgetragen wird, mit Ehrfurcht begrüßt, der eine niederkniet, der andere ihm eine Bittschrift überreicht, ein dritter sein Kleid zu küssen sucht; jeder preist sich glücklich, der sich eines 'gnädigen Blickes von ihm rühmen kann. Denn die Summe der Geschäfte lag schon damals in seinen Händen. Er hatte sich die höchsten Würden, deren ein Unterthan fähig ist, übertragen lassen; aber noch höher stellte ihn, daß er damit den Purpur der Cardinäle verband; der vornehmste Prinz von Gehurt, Conde, ließ ihm den Vorrang. Seitdem war er nun noch um vieles mächtiger und vor allem furchtbarer geworden. In tiefer Zurückgezogenheit lebte er in Rues, in einem von den Nordwinden einigermaßen geschützten Park, wo man mitten in dem revolutionären Ruin doch noch einige Spuren kunstfertiger Menschenhände bemerkt, einige Reste der Wasserkünste, die aus Italien zuerst hierher verpflanzt worden sein sollen. Wenig zugänglich — die fremden Gesandten mußten etwas Wesentliches vorzutragen haben, wenn sie ihn sprechen wollten —, war er der eigentliche Mittelpunkt der Staatsgeschäfte. Der König kam oft von St. Germain zum Staatsrath herüber. Fuhr Richelieu selbst hinüber, so war er von einer Leibwache umgeben, welche auf seinen Namen verpflichtet und von ihm besoldet war; denn auch in dem Hause des Königs wollte er nichts von seinen Feinden zu fürchten haben; eine ganze Anzahl junger Edelleute aus den vornehmsten Häusern, die sich ihm angeschlossen, verfahen den persönlichen Dienst bei ihm; er hatte eine Schule für sie errichtet. In Paris besaß er den kleinen Luxembourg und baute das Palais royal, was damals in großen Schriftzügen die Aufschrift „Palais Cardinal" trug, fo wie das Palais Richelieu.
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer