Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Theil 3 - S. 246

1880 - Stuttgart : Heitz
246 Neue Geschichie. 2. Periode. Frankreich. geglänzt haben. Solches Lob fiel bei ihm auf keinen unfruchtbaren Boden. Er wurde endlich davon so eingenommen, daß er sich wirklich für einen ganz ausgezeichneten Menschen und für besser und mächtiger als alle übrige Könige Europas hielt. Die Schmeichler pflegte er königlich zu belohnen; natürlich wurde ihre Zahl immer größer und zugleich bekam sein Stolz immer neue Nahrung. Wurde einmal einem seiner Gesandten im Auslande nicht so viel Ehrerbietung erwiesen, wie er verlangte, so war er höchst ungehalten, drohte mit Krieg und ruhte nicht eher, bis man sich vor ihm gedemüthigt hatte. Zugleich war Ludwig sehr ländersüchtig. Außerdem, daß er am dreißigjährigen Kriege Antheil nahm, hat er noch vier blutige Kriege geführt, in denen sich vor andern die Marschälle Sonde und Turenne auszeichneten, bald mit den Spaniern, bald mit den Niederländern, bald mit den Deutschen, und keinen Frieden schloß er, ohne daß ihm nicht ein Land abgetreten werden mußte. Selbst die Menge seiner Feinde machte ihn nie verlegen; denn er besaß eine besondere Kunst, dieselben unter sich zu veruneinigen, und zuletzt schloß er mit ihnen einzeln Frieden. Der, welcher bis zuletzt wartete, sich mit ihm zu vertragen, kam immer am schlimmsten weg; denn er mußte sich jede Bedingung gefallen lassen. In diesen Kriegen wurde nun kein Me^ischenblut geschont, und war schon der König gegen Menschenglück und Elend ziemlich gleichgültig, so waren es die meisten seiner Minister und Generale noch mehr. Nur ein Beispiel davon mag hier stehen, weil es unser deutsches Vaterland betraf. Im Jahre 1689 wurde ein neuer Feldzug zwischen den Deutschen und Franzosen eröffnet, dessen Veranlassung recht kleinlich und unbedeutend war. König Lugwig ließ sich nämlich im großen Park von Versailles ein Schloß bauen, Klein-Trianon. Einst kam er heraus, um nach dem Bau zu sehen, und da er gerade übler Laune war, so schalt er seinen Kriegsminister Lonvois, der zugleich die Aufsicht über^den Bau führte, heftig aus, weil ihm ein Fenster nicht ebenmäßig genug erschien. Lonvois, ärgerlich über den Schimpf, wandte sich nachher zu einem Vertrauten und sprach: „Ich sehe wohl, es ist Zeit, daß wir dem Könige wieder außerhalb zu thun geben, damit er sich nicht um jeden Ziegelstein bekümmere." Nun gab er sich Mühe, den König zu einem Kriege, zu bereden, und das gelang ihm auch. Um zu verhindern, daß die Deutschen durch den Elsaß in Frankreich einfielen, befahl er, daß die ganze Gegend, die man damals die Nieder-
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer