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1. Theil 3 - S. 274

1880 - Stuttgart : Heitz
274 Neue Geschichte. 2. Periode. Rußland. „Hier ist nichts zu verzeihen," sagte Peter, hob ihn auf und küßte ihn dreimal auf die Stirne; „aber Dank bin ich dir schuldig, daß du uns gerettet hast. Auch für die Antwort, die du mir gegeben, danke ich dir!" Einen solchen Mann, sollte man glauben, müßten seine Uuter-thanen vergöttert haben. Aber es gab der Unzufriedenen genug, vorzüglich unter den Strelitzen, die es ihm nicht vergeben konnten, daß er die Poteschni ihnen vorzog und deutsche Offiziere kommen ließ. Eines Abends war Peter in Preobrafchenskoi bei seinem 'Lieblinge Lesort, der ihn mit vielen andern zu Gaste geladen hatte. Eben wollte man sich zur Tafel setzen, da wurde der Czar herausgerufen. Es waren zwei Strelitzen-Offiziere, die ihn allein zu sprechen verlangten. Sie warfen sich vor ihm nieder und sprachen: sie brächten ihm ihre Köpfe dar, die sie verwirkt hätten. Sie gehörten zu einer großen Verschwörung;-ihr Gewissen triebe sie her, es ihm anzuzeigen. In der nächsten Nacht wollten die Verschworenen Feuer anlegen, und wenn dann der Czar herbeieilte, ihn im Gedränge ermorden. Jetzt säßen sie im Hause des Staatsraths Sokownin versammelt. Es war gerade 8 Uhr. Peter ließ die beiden verwahren und schickte einen schriftlichen Befehl an einen Hauptmann seiner Garde (Trubetzkoi), gegen 11 Uhr das bezeichnete Haus zu umgeben und alle, die darin wären, gefangen zu nehmen. Dann ging er ruhig zur Gesellschaft, als wenn nichts vorgefallen wäre. Aber um 10 Uhr stand er auf. „Laßt euch nicht stören," sprach er, „ein kleines Geschäft ruft mich auf einen Augenblick ab." Von einem Adjutanten begleitet, setzte er sich in den Wagen und fuhr nach Sokownins Hause. Er wunderte sich, die Wache nicht zu finden. „Vielleicht sind sie schon im Hause," dachte er und trat in den Saal.' Da saßen die Verschworenen noch alle. Erschrocken standen sie auf. „Ei, guten Abend!" sagte Peter; „ich fuhr vorbei und sah hier helles Licht. Da vermuthete ich muntere Gesellschaft; ich komme, mit euch ein Gläschen zu trinken." — „Viel Ehre!" antwortete der Wirth. Alle setzten sich wieder; es wurde fleißig eingeschenkt und der Czar that wacker Bescheid. Jetzt winkte ein Strelitz dem Sokownin und flüsterte ihm zu: „Nun ist es Zeit, Bruder!" — „Noch nicht!" antwortete dieser leise. „Für mich aber ist es Zeit!" schrie Peter mit funkelndem Blicke, indem er aufsprang, daß die Gläser klirrten, und dem Sokownin mit der Faust ins Gesicht schlug. „Fort! bindet die Hunde!" — Zu seinem Glucke trat in demselben Augenblicke
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