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1. Theil 3 - S. 275

1880 - Stuttgart : Heitz
Peter der Große. 275 der Gardehauptmann herein, hinter ihm seine Soldaten. Die Verschworenen verloren den Muth, fielen auf die Kniee und baten um Gnade. Nachdem sie gebunden waren, gab Peter dem Hauptmann eine Ohrfeige, weil er, wie er glaubte, eine Stunde zu spät gekommen war. Da dieser sich aber durch Vorzeigung des schriftlichen Befehls auswies, entschuldigte der Czar seine Hitze, küßte ihn auf die Stirn und erklärte ihn für einen braven Offizier. Wie staunten Lefort und seine Gäste, als er zurückkam und erzählte, was indessen geschehen war! Viele der Schuldigen wurden hingerichtet. Je mehr ihm Lefort von fremden Ländern erzählte, desto begieriger wurde er, sie selbst zu sehen. Im Jahre 1697 rüstete er eine große Gesandtschaft aus, die von Lefort angeführt wurde, wohl aus 300 Personen bestand und durch einen großen Theil von Europa reisen sollte. Er selbst wollte sie begleiten; aber weil er ein großer Feind von allen Umständen war und gern alles ungestört sehen wollte, so ging er unter dem Titel eines Obercommandeurs mit, und er hatte ausdrücklich seinen Leuten besohlen, zu thun, als wenn er nicht der Czar sei. Zunächst ging es über Riga nach Königsberg, wo der Kurfürst von Brandenburg, Friedrich Iii., die Gesandtschaft in feierlicher Audienz empfing. Peter war auch dabei und wollte unbekannt bleiben. Aber das war vergebens. Alle Hofleute erkannten ihn gleich an seiner hohen Gestalt, seinen blitzenden Augen, die er überall umherwarf, und an der Mühe, die er sich gab, nicht erkannt zu werden, indem er sich oft seine Mütze vor das Gesicht hielt. Insgeheim besuchte er auch den Kurfürsten allein, der sich alle Mühe gab, ihn mit Schmausereien, Opern u. s. w. zu unterhalten. Einmal hatte er zu viel getrunken und bekam mit Lefort Streit. Wüthend fiel er ihn an und befahl ihm, den Säbel zu ziehen. „Das sei fern," sagte der verständige Lefort; „lieber will ich von den Händen meines Herrn sterben!" Mit Mühe wurde der Czar zurückgehalten. Am folgenden Morgen bereuete er seine Uebereilung. „Ich will mein Volk gesitteter machen," rief er schmerzlich ans, „und noch vermag ich's nicht, mich selbst zu zähmen!" — Mit großer Wißbegier besuchte er die Handwerker und Künstler, besonders die Bernsteindrechsler. Dann ging es über Berlin, Magdeburg und Hannover nach den Niederlanden. Ueberall fand man ihn sehr liebenswürdig, obgleich seine Sitten, besonders bei Tische, etwas roh waren. Am hannoverschen Hofe wunderte er sich, daß nicht alle Damen Roth und Weiß auflegten; das fei
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