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1. Theil 3 - S. 279

1880 - Stuttgart : Heitz
Peter der Große. 279 Aeußern fing' er an und verbot die lange Nationalkleidung. Nur Geistliche und Bauern durften sie tragen. Wer zu ihm kommen wollte, mußte in ausländischer Tracht erscheinen; dazu ließ er ein Muster über jedes Stadtthor hängen, und wer noch mit einem langen Kleide durchs Thor ging- mußte entweder einen Zoll bezahlen, oder unter dem Thore niederknieen und sich gefallen lassen, daß ihm der Rock so weit, wie er beim Knieen auf der Erde schleppte, abgeschnitten wurde. In kurzer Zeit waren die langen Röcke verschwunden. — Eben so ging es den langen Bärten. Wer einen solchen behalten wollte, mußte ein Geistlicher oder Bauer sein, oder — jährlich 100 Rubel bezahlen. — Auch die Frauen wurden nun umgewandelt. Bisher hatten die Unglücklichen ein trauriges Leben geführt; sie wurden für unwürdig gehalten, in der Gesellschaft der Männer zu erscheinen, und lebten eingeschlossen in ihren Gemächern. Aber Peter wollte, sie sollten sein wie die Frauen, die er im Auslande gesehen hatte, und befahl, daß alle in ausländischer Tracht gekleideten Frauen in allen Gesellschaften erscheinen dürften. Dadurch wurden die Ausbrüche der Roheit der Männer mehr zurückgehalten und nach und nach ein besserer Ton eingeführt. Auch verbot er, daß irgend eine Ehe ohne freie Bestimmung des jungen Paares geschlossen würde und daß sich beide wenigstens sechs Wochen lang vor der Hochzeit sehen dürften. Bisher hatten die Aeltern die Kinder vermählt und die Brautleute hatten sich am Hochzeitstage zum ersten Male gesehen. — Auch Schulen wurden angelegt, Buchdruckereien errichtet und viele gute Werke des Auslandes ins Russische übersetzt; die Einwanderung geschickter Werkleute, Künstler, Aerzte aus den Culturländern Enropa's wurde begünstigt, Handelsverbindungen angeknüpft und der Verkehr durch Anlegung von Landstraßen und Kanälen befördert. Freilich schüttelte mancher über diese neuen Dinge den Kopf, und die Abneigung des russischen Volkes gegen alles Fremdländische erschwerte die Absichten des Czaren, aber Peter ging mit dem unerschütterlichen Pflichtgefühle, welches ihn beseelte, unbeirrt und fest auf seinem Wege weiter. Die Landesverwaltung und die Finanzen wurden geordnet; an die Stelle des früheren Bojarenhofes trat als oberste Reichsbehörde ein vom Kaiser ernannter Senat. Das Patriarchat, die höchste fast uneingeschränkte geistliche Würde, ließ Peter längere Zeit unbesetzt; dann hob er sie auf und setzte den hochheiligen Synod ein, dessen Mitglieder ihm zu Treue und Gehorsam verpflichtet waren. Das Heerwesen rich-
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