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1. Theil 3 - S. 296

1880 - Stuttgart : Heitz
296 Neue Geschichte. 2. Periode. Rußland. 107. Peters des Grotzen letzte Regierungsjahre. — Katharina I. — Peter Ii. — Anna Jwanowna. So lange der große Czar lebte, hörte er nicht auf, neue Einrichtungen zu machen, Mißbrauche abzuschaffen und an der Bildung seines Volks kräftig zu arbeiten. Um neue Ideen dazu zu sammeln, reiste er gern in andere Länder. Einmal zog er auch nach Pyrmont ins Bad. Der Graf von Waldeck bewirthete ihn ganz prächtig und fragte ihn zuletzt, wie ihm sein. Schloß gefalle. „Recht gut!" antwortete Peter, „es hat nur einen großen Fehler: die Küche ist zu groß angelegt." — Im Jahre 1716 machte er in Begleitung seiner Gemahlin Katharina eine größere Reise, auf der er auch sein geliebtes Holland wieder besuchte. Hier wurde er mit einer feierlichen Rede empfangen. Der Redner hatte in den pomphaftesten Ausdrücken gesprochen. „Ich danke Ihnen," antwortete Peter; „aber ich habe Sie nicht verstanden. Mein Holländisch^ lernte ich beim Schiffbau in Zaandam; doch diese Sprache lernte ich nicht." Auch jetzt strich er fleißig auf den Schiffswerften umher und besuchte alle Sehenswürdigkeiten. Stundenlang sah er den Malern in ihren Werkstätten zu. Dann reifte er nach Paris. Ludwig Xiv. war kurz vorher gestorben. Sein Urenkel, Ludwig Xv. (1715—74), ein siebenjähriges Kind, war jetzt König. Als dieser königliche Knabe Petent besuchte, nahm ihn dieser ohne Weiteres ans die Arme, küßte ihn und sprach: „Ich wünsche, Sire, daß Sie wohl aufwachsen und einst löblich regieren mögen! Vielleicht können wir mit der Zeit einander nützlich fein." Wie mochten die Franzosen über biefe Verachtung aller Etiquette die Nasen rümpfen! — In Paris fand Peters Wißbegierde noch mehr Nahrung als in Holland. Aus einer Anstalt eilte er zur andern, besuchte die Fabriken, die Gelehrten und Künstler, und machte bei den letzteren große Bestellungen. Als er in die Kirche kam, in welcher der kluge Richelieu begraben lag, umarmte er dessen Bildsäule und rief: „Großer Mann, dir würde ich die Hälfte meiner Staaten gegeben haben, um die andere Hälfte von dir regieren zu lernen." Seine Spazierfahrten führten ihn auch nach St. Cyr, wo Frau von Maintenon in Ruhe lebte. Sie war unpäßlich und verbat sich anfangs den Besuch. Aber Peter bestand darauf, „^ch muß," sagte er, „der Frau meine Hochachtung erweisen, die es so gut mit dem Könige und dem Reiche gemeint, und wenn sie
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