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1. Theil 3 - S. 313

1880 - Stuttgart : Heitz
Friedrich der Große als Kronprinz. 313 Fuße in die Stadt gehen zu dürfen, damit ihn niemand erkenne. „Immerhin!" antworteten seine Begleiter. Aber kaum sah er sich frei, als er eiligst davonlief, um die nicht sehr entfernte Grenze zu erreichen. Eine in der Nähe befindliche Wache hielt ihn bald auf und brachte ihn in Sicherheit. Ms er vor den König gebracht wurde, fuhr ihn dieser wüthend an, warum er habe desertireu wollen? „Weil," antwortete er, >,Sie mich nicht als Sohn, sondern als einen niederen Sklaven behandelt haben." Hier zog der König den Degen und hätte ihn durchbohrt, wäre ihm nicht ein Offizier in die Arme gefallen. Nun wurde eine förmliche Untersuchung gegen den Kronprinzen eingeleitet, und ein Kriegsgericht niedergesetzt. Mit größter Vorsicht war der Kronprinz nach dem Städtchen Mittenwalde bei Berlin und nach wenigen Tagen von dort nach Küstrin gebracht worden. Der König hoffte, daß die Richter ihn zum Tode verurteilen würden, so aufgebracht war er. Er nannte ihn nicht anders als den Delinquenten oder den entlaufenen Oberstlieutenant Fritz. Niemand als seine nächsten Umgebungen wagten ihm zu nahe zu kommen; er wollte durchaus Blut fließen sehen. Der unglückliche Katt war indessen auch eiligst in Berlin festgenommen worden und wurde vorn Kriegsgerichte zwar nur zu mehrjähriger Festungsarbeit, vom Könige aber zur Enthauptung vernrtheilt, so viel Fürsprache auch von allen Seiten sür ihn eingelegt wurde, da er ja nichts gethan und nur um die Entweichung gewußt hatte. Ueber den Kronprinzen ein Urtheil zu fällen, erklärte sich das Kriegsgericht nicht für befugt, da es ihnen als Unterthanen nicht zukomme, über Vorfälle in der königlichen Familie zu richten. Die Vorstellungen mehrerer angesehenen Generale und selbst auswärtiger Fürsten retteten ihn vor der ihm angedrohten Todesstrafe.*) *) General Buddenbrock, ein Liebling des alten Königs, riß sich die Weste auf und rief heldenmüthig: „Wenn Ew. Majestät Blut verlangen, so nehmen Sie meines; jenes bekommen Sie nicht, so lange ich noch sprechen darf!" — Frau von Kamecke, die Oberhofmeisterin der Königin, wagte, während ^alle vor den Wuthausbrüchen des Königs zitterten, ihm zu sagen: „Sie haben sich bis jetzt etwas darauf zu gute gethan, ein gerechter und gottesfürchtiger Fürst zu sein, und Gott hat sie mit Wohlthaten überhäuft; aber wehe Ihnen, wenn Sie von Gottes heiligen Geboten abgehen. Fürchten Sie seine Gerechtigkeit. Fassen Sie sich! Ihr erster Zorn ist verzeihlich, aber er wird zum Verbrechen, wenn Sie ihn nicht zu überwinden suchen." Diese muthigen Worte einer Frau machten großen Eindruck auf den König. „Sie sind sehr kühn," sagte er, „daß Sie gegen mich eine solche Sprache führen, aber ich nehme es nicht übel. Ihre
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