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1. Theil 3 - S. 345

1880 - Stuttgart : Heitz
Schlacht bei Torgau. 345 zurechtfinden zu können. Einigen Haufen glückte es, Wachtfeuer anzuzünden, und bei diesen fanden sich sowohl Preußen als Kaiserliche ein, die — sonderbar genug — miteinander ausmachten, sich in der Nacht friedlich zu vertragen und sich am andern Morgen dem zu ergeben, der Sieger geblieben wäre. Die armen Menschen waren durch Kälte, Hunger und schwere Blutarbeit bis auf den Tod ermüdet; manche hatten kein Brot, andere kein Wasser, und noch andere liefen vor Kälte wie unsinnig umher. Am bedauernswürdigsten waren aber die Verwundeten, die von Kälte erstarrt, die rauhe Novembernacht auf der feuchten Erde liegend zubringen mußten, ohne Verband, Labsal und Nahrung, und sehnlichst den Tod herbeiwünschten. Unmenschen von Knechten, Weibern und Soldaten vermehrten noch diese Martern, indem sie auf dem Schlachtfelde umherstreiften und den armen Verwundeten ihre wenigen Habseligkeiten nahmen, ja ihnen selbst die Kleider und das Hemde abrissen und gegen die jammernden Klagen der Unglücklichen taub blieben. Der König brachte die schaurige Nacht unter sehr trüben Gedanken in der Kirche eines nahen Dorfes (Elsnig) zu. Hier ließ er sich seine Wunden verbinden; dann setzte er sich auf die unterste Stufe des Altars und fertigte beim Scheine einer düstern Lampe die nöthigen Befehle zum morgen zu erneuernden Angriffe ab. Die Nacht wurde ihm und allen unendlich lang; er sehnte sich, die endliche Entscheidung des blutigen Kampfes herbeizuführen. Dann und wann mußten seine Leute draußen zusehen, ob es denn immer noch nicht dämmere. Ueberall hörte man Aechzen und Todesröcheln; alle Häuser und Scheunen lagen voll Schwerverwundeter, die zum Theil noch nicht einmal verbunden waren. Gegen Morgen trat Zieten in die Kirche, um dem König die Nachricht von dem erfochtenen Siege zu bringen. Ehe er aber noch zu Worte kommen konnte, überhäufte ihn Friedrich mit Vorwürfen über feinen verspäteten Angriff. Zieten schwieg ehrerbietig, bis Friedrich ausgescholten hatte; dann aber sprach er mit wenigen Worten seine gründliche Rechtfertigung aus: „Ew. Majestät, der Feind ist geschlagen; er zieht sich zurück." Nie hatte der König eine herrlichere Musik gehört, als diese Worte. Er hatte sich für besiegt gehalten und erfuhr nun plötzlich, daß er Sieger sei. Von Freude überwältigt, fiel er seinem braven General um den Hals und einige Minuten lang konnten beide vor Rührung kein Wort hervorbringen. Endlich eilte Zieten sehr beruhigt zu seinen Husaren zurück. „Hört,
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