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1. Theil 3 - S. 351

1880 - Stuttgart : Heitz
Friedrichs des Großen Verwaltung. 351 und daraus entstandene Seuchen ihr Leben verloren. Eine nützliche Warnung, auch im größten Ueberflusse mit unsern Vorräthen nicht verschwenderisch umzugehen; denn solcher Uebermuth bleibt nie unbestraft. Jetzt ließ Friedrich seine Magazine öffnen und verkaufte sein Korn zu billigen Preisen. Daher kam es, daß in Preußen kein Mensch durch Hunger umkam. Aber er that noch mehr. Er theilte seine Vorräthe auch dem benachbarten Sachsen mit und wurde so der Wohlthäter und Erhalter seiner Nachbarn. Mit Freude zog er fremde Colonisten in sein Land; im Magdeburgischen allein ließen sich 2000 neue Familien nieder. Städte, welche im Kriege abgebrannt waren, erhielten Summen zum Wiederaufbau, z. B. Landshut 200,000 Thaler, Striegau, Halle und Halberstadt jede 40,000 Thaler, und in Oberschlesien wurden 213 neue Dörfer angelegt. Jährlich pflegte er in verschiedenen Provinzen Musterungen vorzunehmen. Bei der Gelegenheit erkundigte er sich genau nach allem, was ihm auffiel. So schnell auch sein Reisewagen über die Landstraße hinflog, so mußten doch die Landräthe und Dorfschulzen nebenher reiten und ihm über alles, was er wissen wollte, Auskunft geben, und wehe dem, den er auf einer Gewissenlosigkeit oder Nachlässigkeit ertappte! Ein Mann, welcher ihn genau kannte, schildert Friedrichs Charakter mit folgenden Worten: „Wahrheit, Offenheit, Biederkeit, eine natürliche Neigung, in allen Fällen gerecht und edel zu handeln, feuriger Trieb, sich in allem, was brav und gut war, auszuzeichnen und die Achtung der Menschen von einigem Werthe zu verdienen, waren von früher Jugend an die Grundzüge seines Charakters. Verstellung und Schleichwege waren ihm sehr zuwider und er hatte eine große Abneigung gegen allen Trug, Schein, Lüge und affectirtes Wesen. Er liebte in allen Dingen das Gerade und Einfache, Bestimmtheit in den Ideen, Kürze und Klarheit in dem Vortrage anderer, und er strebte, diese Tugenden selbst zu haben. Wortschwall, weitschweifige Reden, äußerer Prunk und unnütze Ceremonien waren ihm sehr zuwider." Hart, grausam und rachsüchtig war Friedrich nie, so leicht er auch auffahren konnte. Auch bei großen Vergehungen hat er nie harte Strafen ausgeübt, eher zu große Gelindigkeit bewiesen. Einem Kammerhusaren, der eingestehen mußte, die ihm anvertraute Privatkasse fast ganz ausgeleert zu haben, gab er das wenige, was noch darin war, noch dazu und entließ ihn dann mit den Worten: „ Nun lauf, daß du aus dem Lande kommst; sonst hängen sie dich."
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