Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Theil 3 - S. 353

1880 - Stuttgart : Heitz
Theilung Polens. 353 hatten, worauf er spazieren ging, las, sich vorlesen ließ, oder sich mit Gelehrten unterhielt. Um 6 Uhr ging das Concert an; nach demselben speiste er zu Abend und ging regelmäßig um 9 Uhr zur Ruhe. So war ein Tag wie alle, und diese Ordnung setzte ihn in den Stand, so viel zu thun. Eine Regierungshandlung des großen Friedrich hat viel Miß-billigung gefunden, weil sie mit den Grundsätzen der Gerechtigkeit, die er immer anerkannt hatte, im Widerspruch zu stehen scheint, nämlich die Theilung Polens. Doch betheiligte sich Friedrich an derselben besonders deshalb, weil sie doch nicht zu vermeiden war. Polen hatte zwar einen Ktznig, war aber dennoch eine Republik; denn der König wurde durch den Reichstag eingeschränkt, und auf diesem ging es immer so unruhig zu, daß der polnische Reichstag zum Sprichworts geworden ist, wenn man von einer recht tollen Verwirrung reden will. Nachdem (1763) der schwache König August Iii., der auch Kurfürst von Sachsen war und, wie schon erzählt ist, ganz von seinem Minister Brühl beherrscht wurde, gestorben war, erhob sich die Kaiserin Katharina und erklärte den Polen, sie sollten den polnischen Magnaten Stanislaus Pouiatowski zum Könige wählen. Dieser Mann war sonst als polnischer Gesandter in Petersburg gewesen und Katharina hatte viel auf ihn gehalten. Da die Polen fragten, wie sie darauf komme, ihnen Vorschriften zu machen, ließ sie 10,000 Russen in Polen einrücken, und — Stanislaus wurde gewählt. Von nun an durften die Polen nichts unternehmen, worein nicht Katharina geredet hätte, und ihr Gesandter in Warschau, Fürst Repnin, benahm sich so herrisch, als wenn er König von Polen wäre. Dies Benehmen der Kaiserin brachte die benachbarten Fürsten auf; aber sie nahmen sich der Polen nicht thätig an. Friedrich schwieg dazu, weil er erst kurz vorher mit Katharina ein Freundschastsbündniß geschlossen hatte. Stanislaus war ein gebildeter Mann, aber nicht fähig, ein so unruhiges Volk zu regieren und den Anmaßungen Katharinas kräftig entgegenzutreten. An wohlmeinenden Männern fehlte es unter dem hohem polnischen Adel nicht, die wohl einsahen, daß die ganze Verfassung nichts taugte. Namentlich wollten die beiden Oheime des Königs, die Brüder Czartoriski (sprich Tschartorinski), die Macht des Königs erweitern und die des Adels beschränken. Aber an solcher Verbesserung tag Katharina nichts; ihr Vortheil war, wenn die schlechte Verfassung erhalten würde; darum verbot Weltgeschichte für Töchter. Iii. 16. Aufl. 23
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer