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1. Theil 3 - S. 355

1880 - Stuttgart : Heitz
Theilung Polens. 355 besuch in Mährisch-Neustadt, und auch hier schieden sie als die besten Freunde. Gern hätte Joseph den König beredet, mit ihm gemeinschaftlich über das mächtige Rußland herzufallen; aber Friedrich erklärte seft, er würde seiner Bundesgenossin die Treue nicht brechen. Da nun Joseph nicht allein mit Rußland anbinden wollte, ließ er ein Heer in Polen einrücken und ohne weiteres ein Stück davon besetzen. Die nun doppelt angegriffenen Polen schrien über Gewalt, aber vergebens. Gerade um die Zeit war Friedrichs Bruder, der Prinz Heinrich, zum Besuche in Petersburg. Gegen den äußerte Katharina, Polen schiene ihr ein Land, wo man sich nur zu bücken brauche, um etwas zu nehmen. Wenn Oestreich sich ein Stück zueigne, so hätten ja die Nachbarn das Recht, ein Gleiches zu thun. Diese Rede fing der Prinz schnell auf und entwarf einen Plan, nach welchem Rußland, Oestreich und Preußen sich jedes einen Theil des unglücklichen Reichs zueignen sollte. Friedrich erkannte, wie vortheilhaft für ihn eine solche Erwerbung sein würde, und trat gern bei. Mehr Umstände machte die fromme Maria Theresia, die solche Ungerechtigkeit vor ihrem Gewissen nicht glaubte verantworten zu können; aber ihr Sohn und ihr Minister Fürst Kaunitz überredeten sie endlich, den Theilungsact zu unterschreiben. Das geschah 1772. Preußen sollte das jetzige Westpreußen erhalten, wodurch Ostpreußen erst mit den übrigen preußischen Ländern in Verbindung gesetzt wurde; Oestreich Galizien und Rußland die jetzigen Gouvernements Polozk und Mohilew. Als man den Polen ihr Schicksal bekannt machte, erschraken sie entsetzlich und versuchten zu widersprechen; aber die Drohung der drei theilenden Mächte, daß sie ganz Polen unter sich theilen würden, wenn sie nicht gleich sich unterwürfen, brachte sie bald zum Schweigen. Das unglückliche Polen war seit der Zeit der Schauplatz eines verheerenden Bürgerkrieges, bis seinem Dasein ein gänzliches Ende gemacht wurde. Die Nation hatte im Jahre 1788 abermals einen Versuch gemacht, das russische Joch abzuwerfen, da in diesem Jahre Rußland in einen Krieg mit der Türkei verwickelt war und Preußen Hoffnung auf ein Bündniß machte. Am 15. März 1790 wurde wirklich ein solches abgeschlossen und der Reichstag schickte sich an, durch eine Reihe von Reformen dem Reiche zu jener Ordnung im Innern zu verhelfen, welche ihm für die Folge auch die nöthige Kraft gegen die äußern Feinde geben sollte. Am 2. Mai 1791 ward ein Constitutionsentwurf vorgelegt, welcher das Wahlreich Polen in ein Erbreich verwandeln und der
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