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1. Theil 3 - S. 375

1880 - Stuttgart : Heitz
Potemkin. 375 der Große Einspruch gethan hätten. Diese wollten die nnverhält-nißmäßige Vergrößerung Rußlands nicht zugeben und drohten, den Türken beizustehen, wenn sie nicht gleich Friede machte. So ungern sie dies auch that, so mußte sie doch nachgeben, den Frieden von Jassy (1792) unterzeichnen und mit einer kleinen Vergrößerung zwischen Bug und Dniester zufrieden sein. Die Herrschaft über die Krim, welche Rußland errungen hatte, blieb anerkannt. Katharina hatte die Schwachheit, die wir auch von Elisabeth von England erzählt haben, daß sie stets einen der russischen Großen als Günstling vorzüglich auszeichnete. Keiner unter diesen hat aber eine größere Macht erhalten und tiefer auf Rußlands Schicksal eingewirkt, als Fürst Potemkin. Er stammte aus einer herabgekommenen Adelsfamilie und hatte als Wachtmeister der kaiserlichen Garde zu Pferde an der Entthronung Peters Iii. Theil genommen. Bald zog er die Aufmerksamkeit der Kaiserin auf sich, als er gleich nach ihrer Thronbesteigung sie in Uniform durch die Glieder der Garde reiten sah, an ihrem Degen keine Quaste bemerkte, und ihr die seinige knieend darreichte; er stieg nun schnell von Stufe zu Stufe, bis er von 1768 an ihr erklärter Günstling war. Er wurde in den Grafenstand, vom deutschen Kaiser in den Fürstenstand erhoben; er wurde Feldmarschall und ein Zeit lang war er der die ganze Regierung leitende Minister. Seine Macht war so unbeschränkt, daß er sich alles erlauben konnte, und Katharina selbst mit empörendem Uebermuthe behandelte. Eine Zeit lang wohnte er im kaiserlichen Palaste, und da war es nichts seltenes, daß er im Schlafrocke, mit fliegenden Haaren und mit bloßen Füßen in ihr Zimmer kam. Daß sie solche zuweilen ganz maßlose Kühnheit geduldet habe, scheint unglaublich; aber er war ihr unentbehrlich geworden. Sie wußte wohl, daß viele Große ihr gram waren, und hätte sich Potemkin zu ihnen geschlagen, so hätte das für sie sehr gefährlich werden können, während auf der andern Seite der Schrecken, mit welchem er das ganze Reich erfüllte, jeden Gedanken an Aufruhr niederschlug. Manchmal mag sie im Stillen über die Tyrannei geseufzt haben, aber sie fand in der Unbezwinglichkeit seines Wesens und in der Energie seiner Handlungsweise eine Stütze ihres Thrones. Größe der Seele fehlte ihm gänzlich; er kannte nichts höheres als äußeren Glanz, nach dem er daher gierig haschte. Dabei war es ihm eine Freude, jeden andern persönlichen Vorzug gewaltsam niederzudrücken, vor-
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