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1. Theil 3 - S. 376

1880 - Stuttgart : Heitz
376 Neue Geschichte. 3. Periode. Rußland und Oestreich. züglich die Großen des Reichs, ja wohl auch die fremden Gesandten mit Geringschätzung zu behandeln und sie stets fühlen zu lassen, daß er der Alleinmächtige sei. Selbst der Kaiserin widersprach er oft und setzte ihren Wünschen wohl gar seinen Trotz entgegen. Seine Geldgier, wie seine Verschwendung waren grenzenlos; wie freigebig auch die Kaiserin ihn mit Reichthum überhäufte,*) so trug er doch kein Bedenken, auch Staatsgelder zu verschleudern, oder einen Gläubiger, anstatt ihn zu bezahlen, nach Sibirien zu schicken. Einmal versuchten seine Feinde, ihn zu stürzen, aber ohne Erfolg. Katharina hatte ihn nämlich zum Statthalter über die Halbinsel Krim oder Tannen gemacht und ihm eingeschärft, dieses ftuchtbare Land recht blühend zu machen! Er hatte sich auch dazu große Summen geben lassen, diese aber sür sich verwendet. Seine Feinde redeten daher der Kaiserin zu, eine Reise dahin zu unternehmen (1787), indem sie hofften, seine Betrügereien sollten dadurch an den Tag kommen. Aber er wußte sich auf eine sinnreiche Art zu helfen. Als Katharina sich mit großem Gefolge näherte, trieb er Menschen bis auf 40 Meilen weit herbei, ließ sie gut kleiden und stellte sie hier und da am Wege auf; sie mußten pflügen und fäen, oder Holz fällen u. s. w., um die Kaiserin zu überreden, daß das Land trefflich bevölkert und wohlhabend sei. Auch Herden wurden herbeigetrieben und mußten mehrmals vor der Kaiserin paradiren; denn des Nachts ließ er die Thiere auf Wagen weiter schaffen, damit sie am andern Tage noch einmal auftreten könnten. Ja, selbst schön gebaute Dörfer waren in der Nähe der Landstraßen zu sehen; aber ein Glück für ihn war es, daß die Kaiserin nicht auf den Einfall kam, sie besehen zu wollen; denn sie bestanden nur aus Bretterwänden, die bemalt waren. Auch zeigte ihr Potemkin reiche Magazine; aber die Kornsäcke waren mit Sand angefüllt. So gewissenlos wurde Katharina getäuscht, und während er sie so frech betrog, erschöpfte sie sich in Lobeserhebungen und Danksagungen, daß er ihre Be- *) Außer den ungeheuern Einkünften von seinen Gütern und Aemtern erhielt er von Katharina große Geschenke, z.b. regelmäßig jährlich 100,000 Rubel Zulage, an seinem Namens- und Geburtstag 100,000 Rubel, einen Degen für 60.000 Rubel, einmal statt des Ostereies den Alexander-Newsky-Orden mit den kostbarsten Diamanten, ein andermal bei Ueberbringung einer Siegesnachricht 100.000 Rubel und einen Lorbeerkranz von Brillanten und] Smaragden, der auf 150.000 Rubel berechnet] wurde u. s. w. Ja, er konnte so viel Geld aus den kaiserlichen Kassen erheben, wie er wollte.
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