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1. Theil 3 - S. 378

1880 - Stuttgart : Heitz
378 Neue Geschichte. 3. Periode. Oestreich. hatte, die sie besaß. Sie hatte das Unglück, ihn schon 1765, nach einer nennnndzwanzigjährigen musterhaften Ehe, zu verlieren, und war so betrübt, daß nur die Aussicht auf eine einstige Wiedervereinigung sie aufzurichten vermochte. Gleich darauf nahm sie ihren ältesten Sohn, Joseph, zum Mitregenten an, behielt sich aber die Oberherrschaft vor und übergab ihm nur einige Zweige der Regierung. Von allen wichtigen Geschäften unterrichtete sie sich selbst und war überhaupt ausnehmend thätig. Bis in ihre letzten Jahre stand sie im Sommer jeden Morgen um 5 Uhr, im Winter um 6 Uhr auf1 und ging, sobald sie ihre Andacht verrichtet hatte, an ihre Geschäfte, welchen sie fast den ganzen Tag widmete. „Wenn," sagte sie in einem ihrer letzten Augenblicke, „während meiner Regierung einige tadelnswerthe Dinge begangen sind, so ist es wider meinen Willen geschehen; ich habe immer das Gute gewollt." Ohne Noth fing sie keinen Krieg an. Zu dem Erbfolgekrieg wurde sie durch die Angriffe ihrer Feinde genöthigt. Der Verlust von Schlesien im Frieden von Breslau schmerzte sie tief, und sie konnte seitdem keinen Schlesier ohne Thränen ansehen. Daher ist ihr sehr zu verzeihen, daß sie sich zu dem siebenjährigen Kriege hinreißen ließ. An der Theilung Polens nahm sie nur mit Widerwillen Theil, weil ihr Sohn Joseph darauf bestand. Als Kaunitz und Joseph in sie drangen, schrieb sie an jenen folgenden Brief: „Als alle meine Länder angefochten wurden, und gar nit mehr wußte, wo ruhig hingehen sollte, steiffete ich mich auf mein gutes Recht und den Beystand Gottes. Aber in dieser Sach, wo nit allein das offenbare Recht himmelschreiend wider Uns, sondern auch alle Billigkeit und die gesunde Vernunft wider Uns ist, mueß bekhennen, daß zeitlebens nit so beängstigt mich befunten, und mich sehen zu lassen schäme. Bedenkh der Fürst, waß wir aller Welt für ein Exempel geben, wenn wir um ein ellendes stuck von Pohlen oder von der Moldau und Walachey unser ehr und reputattion in schanz schlagen. Ich merkh woll, daß ich allein bin und nit mehr en vigueur; darum lasse ich die Sachen, jedoch nit ohne meinen größten Gram, ihren Weg gehen." (Kaunitz, geboren 1711 in Wien, starb 1794.) Sie verstand es, edle Hoheit mit Milde und Gutmüthigkeit zu verbinden. Es war ihr eine Sache des Herzens, frohe und glückliche Menschen um sich zu sehen. Die Abgaben milderte sie so viel als möglich, schaffte die Tortur ab und suchte besonders die Lage des Landmanns zu verbessern. Gegen die Armen war sie überaus mildthätig und wendete jährlich bedeutende
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