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1. Theil 3 - S. 380

1880 - Stuttgart : Heitz
380 Neue Geschichte. 3. Periode. Oestreich. Taschenuhren, welche hatten sollen eingeschwärzt werden, öffentlich zertrümmern, und ein ander Mal für mehr als 15,000 Gulden Waaren öffentlich verbrennen. Bisher hatte niemand eine Schrift dürfen drucken lassen, ohne daß sie censirt wurde, und dabei war alles unterdrückt worden, was irgend auf die Regierung Bezug hatte. Diese Beschränkung hob Joseph sogleich auf und erklärte ausdrücklich: „Beurtheilungen, wenn sie keine Schmähschriften sind, sie mögen den Landesfürsten oder den Untersten betreffen, sind nicht zu verbieten!" Den Lutheranern und Neformirten erlaubte er freie Uebung ihrer Religion und die Erbauung von Bethäusern; auch versprach er ihnen Beförderungen zu Aemtern ohne Rücksicht auf ihren Glauben. Die Leibeigenschaft der Bauern wurde ganz aufgehoben. Schon in den ersten Monaten seiner Regierung schritt er dazu, die große Menge von Klöstern zu vermindern und die darin unthätig lebenden Menschen der Welt wiederzugeben. Zuerst verbot er den Mönchen und Nonnen jeden Zusammenhang mit auswärtigen Ordenshäusern und die Geldsendungen nach Rom; dann sollte kein päpstlicher Befehl eher gelten, bis der Kaiser ihn bestätigt habe; zuletzt ließ er von 1443 Mönchs- und 602 Nonnenklöstern nur 700 bestehen und entließ 36,000 Mönche und Nonnen mit einer kleinen Pension, worin freilich einige Härte lag, weil manche derselben schon alt und der Arbeit entwöhnt waren. Der Papst Pius Vi. konnte dergleichen nicht mit gleichgültigen Augen ansehen und beschloß (1782) selbst nach Wien zu reisen, um den Kaiser auf andere Gedanken zu bringen. Aber der kannte er ihn schlecht. Nicht nachzugeben, war Joseph fest entschlossen. Uebrigens erwies er dem Papste die größte äußere Ehre. Er reiste ihm sechs Meilen weit entgegen, nahm ihn in seinen Wagen und führte ihn selbst, unter Zulauf einer ungeheuern Volksmenge, welcher Pius Vi. links und rechts den Segen ertheilte, in Wien ein. Hier wurde dem Papste in der Hofburg eine Wohnung angewiesen, damit man ihn immer unter den Augen behielte. Allen Geistlichen war streng verboten, sich mit irgend einem Gesuche an den Papst zu wenden. Nur eine Thüre führte zu den Zimmern des Papstes, und diese wurde Tag und Nacht von den kaiserlichen Bedienten scharf bewacht, daß niemand ohne Erlaubniß des Kaisers sich zu ihm schleichen konnte. Selbst wenn er ausging, wurde er von zahlreichen kaiserlichen Hofbedienten begleitet, und als er bei einer Unterredung mit Joseph von dessen Neuerungen zu sprechen anfing, brach dieser gleich
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