1850 -
Leipzig
: Mayer
- Autor: Forbiger, Albert
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Ii. Physische Geographie. §. 30 — 32.
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qapayyfg , yupudpcu, yüoyaru , fauces) , und wenn sie zugleich Durch-
gänge durch’s Gebirge aus einem Lande in das andre bilden , Pässe oder
Pforten (ttvt.cu, portae) heissen (wie die caspischen, cilicischen, syrischen,
sarmatischen u. s. w.). Die grössten Ebenen der Erde sind öde Sand-
wüsten (e'prjya, deserta), die jedoch auch einzelne fruchtbare Striche oder
Oasen (avuoeig, oäses) enthalten; nur die grosse europäische Ebene ist we-
nigstens zur Viehzucht geeignetes Steppenländ.
§. 32. Die Gebirge erscheinen bald als isolirterc Berge, bald als
zusammenhängende Bergketten (opy ovveyfj, montes continui, montium
continuatio oder series). Ein genauerer Unterschied derselben nach ihrer
Höhe (Hochland, Gebirge, Hochgebirge u. s. w.) und Beschaffenheit (Ur-
gebirge, Uehergangsgebirge, Flözgebirge, angeschwemmtes Land) wurde
von den Alten nicht gemacht, und selbst ihre (zuerst von Dicäarchus, dann von
Eratosthenes u. A. angeslellten) Bergmessungen waren sehr unsicher u. man-
gelhaft. Für die höchsten Gebirge der Erde (deren Höhe aber doch 10 —15
Stad, nicht übersteigen sollte) galten in Asien der Caucäsus, Paropannsus
und Imäus, in Africa der Atlas und das Geb. Theon Ochema (der Götter-
wagen), in Europa die Alpen und das sarmatische Gebirge, denen die Py-
renäen nachstanden. Alle diese Gebirge sind mit ewigem Schnee bedeckt,
andere wenigstens auf ihren höchsten Spitzen (wie der Tmolus in Lydien,
der Olympus in Griechenland, der Argäus in Cappadocien, der Ida auf
Creta, der Aetna auf Sicilien , der Hämus in Thracien u. s. w.). Wenn
Gebirgszüge in’s Meer ausläufen , so bilden sie Vorgebirge (uy.piovijpiu,
promontoria), die, als für die Schiifahrt höchst wichtig, nicht selten be-
sondern Gottheiten geweiht waren. Die Gebirge bestehen aus den raan-
nichfaltigsten Erd- und Steinarten (Thon, Kreide, Kalk, Schiefer, Granit,
Basalt u. s. w.), und enthalten Metalle, Edelsteine, Steinkohlen (besonders
in Thracien, daher ).lt}og Gpay.iag, lapis Thracius), Salz, Schwefel, fos-
siles Elfenbein und andere Versteinerungen. Viele von ihnen eharakteri-
siren sich durch sichtbare (wenn auch nicht mehr feuerspeiende) Krater,
Lava, Asche, Bimstein als Vulkane, die als Werkstätten und Wohnsitze
Vulkan’s, sowie ihre Umgebungen für Wahlplätze des Kampfes der Gigan*
ten und Titanen mit den Göttern galten. Die berühmtesten Vulkane des
Alterthums sind der Mosvchlus auf Lemnos, der Aetna, der Vesuvius, die
der äolischen und liparischen Inseln, der Chimära bei Phaselis, die hephä-
stischen Berge in Lycien , der Theon Ochema in Africa u. s. w. Zu den
merkwürdigsten Bergen der Erde werden auch sowohl in Indien als in
Aethiopien 2 Felsen gerechnet, von denen der eine als Magnetfelsen alles
Eisen anziehen, der andere aber es von sich slossen sollte. In den Bergen
(wie in den Tiefen der Erde) finden sich auch grössere und kleinere Höh-
len (ßrrrj).atu, 07tylvyytg, üvrpa, xou.a, antra, speluncae), die gewöhn-
lich Gottheiten geweiht waren, und unter welchen die corycische am Par-
nassus, eine gleichnamige in Cilieien, die bei Neapel (die Grotte des Posi-
lippo) u. a. ihrer Grösse wegen am berühmtesten sind. Mehrere derselben
enthielten auch Seen oder Lachen und einige waren dureh die schädlichen
Dünste berüchtigt, die ans ihnen aufstiegen. Diese nannte man , da sie
allen lebenden Wesen, die sich ihnen näherten, verderblich wurden, und
namentlich den über sie hinwegfliegenden Vögeln augenblicklichen Tod