1850 -
Leipzig
: Mayer
- Autor: Forbiger, Albert
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Ii. Physische Geographie. §. 35. 36.
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enge von Gades erhielten, indem das Mittelmeer sich wieder in den Pontus
Euxinus ergiesse. (Nur Wenige behaupteten gerade das Gegentheil, dass
der Pontus Euxinus in das mittelländ. Meer fliesse.) Bei der Beschränkt-
heit der Schifffahrt hielt man das grosse Weltmeer im N. u. S. (ja seihst
im W. u. 0.) für nicht mehr beschilfbar und entweder völlige Dunkelheit,
oder Untiefen, dichten Schlamm und Schilf (Seetang), gänzliche Windstille,
die Menge von Seeungeheuern für den Grund davon ; erst seit Varro’s und
Strabo’s Zeiten erkannte man hinsichtlich des nördlichen Ozeans den wah-
ren Grund, dass er zugefroren sei (während man vom südlichen Ozean oft
noch gerade das Gegentheil behauptete, dass er vor Hitze nicht beschifft
werden könne). Die Tiefe des grossen Ozeans (und zum Theil auch des
Pontus Euxinus) hielt man für unergründlich, die des Mittelmeeres dagegen
hatte man hier und da gemessen, und hielt das sardoische Meer für den
tiefsten Theil desselben. (Nach Posidonius war die grösste Tiefe ungefähr
1000 Orgyien oder Klaftern ; Andere behaupteten, der Grund des Meeres
senke sich gerade ebenso tief, als die Berge der Erde sich erhöben, und
könne daher nirgends tiefer als 10 —15 Stad, sein.) Die Temperatur
des Meeres, das in der Nähe der Küste wärmer und in heissen Zonen auf
der Oberfläche viel heisser ist, als in der Tiefe, ist im Sommer kälter, im
Winter aber wärmer, als die des Landes und überhaupt wärmer, als die
der Flüsse, weshalb es auch nie gefriert, und wenn wir es im N. doch mit
einer Eisrinde überzogen finden, so liegt der Grund davon in dem aus den
Flüssen ihm zugeführten Wasser, das obenauf schwimmt und gefriert.
Auch schrieb man blos dem Meere eine natürliche Wärme zu , die durch
Bewegung noch mehr entwickelt und vermehrt werde, weshalb auch das
Meer durch Stürme keine kältere Temperatur annehme. Das Gewicht
des salzigen Meerwassers ist schwerer als das des süssen Wassers der
Flüsse und Seen, weshalb auch das Meerwasser grössere Tragkraft hat
und die Schiffe in ihm nicht so tief gehen , als im süssen Wasser. Den
Grund seines Salzgehaltes fand Anaximander (dem Plinius in der
Hauptsache folgt) in der Abdämpfung des elementaren Wassers, durch
welche nur die salzigen und bittern Theile zurückgeblieben wären, Empe-
docles u. A. in einer von der durch die Sonne erwärmten Erde ausge-
schwitzten Feuchtigkeit, die, wie aller Schweis, salzig sei, die Meisten
aber in der Beimischung salziger Erdlheile. Anaxagoras, Metrodorus,
Aristoteles u. A. nämlich lehrten, das Meer entstehe aus der Feuchtigkeit
der Erde, die, indem sie durch mit Salz und andern Mineralien geschwän-
gerte Erdtheile hindurchsickere, jenen salzig-bittern Geschmack annehme ;
Andere aber vermutheten, die Erde sei einmal in Brand geralhen und das
Meer habe, mit der Asche derselben geschwängert, seinen Salzgeschmack
bekommen. Uebrigens sprach man auch von verschiedenem Salzgehalte
der einzelnen Meere, und glaubte, dass diejenigen, in die sich viele grosse
Ströme ergössen, einen geringem hätten, als die, wo diess nicht der Fall
sei; wie man denn überhaupt im Meere eine Mischung von salzigem und
süssem Wasser annahm, und glaubte, dass das salzige obenauf schwimme,
auch dass das Meerwasser zu manchen Zeiten einen salzigem Geschmack
habe, als ausserdem (und zwar nach Plinius im Herbste, nach Plutarch
aber im Sommer). Süsse Quellen unter dem Meere kannten auch schon