1850 -
Leipzig
: Mayer
- Autor: Forbiger, Albert
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Ii. Physische Geographie. §. 41.
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sie die verdichtete Luft verdünut. Nach Empedocles entsteht der Wind
durch die einander entgegengesetzte Bewegung der erdartigen und feuri-
gen Materie, nach Democritus und Epicurus aber, wenn sich viele Atome
in einem engen Raume zusammenfinden und sich nun gegenseitig stossen
und drängen; und nach Aristoteles (und den Stoikern) hat der Wind seinen
Grund in den unaufhörlich aus der Erde aufsteigenden trocknen Dünsten,
sowie der Regen aus den aus ihr aufsteigenden feuchten. Am richtigsten
urtheilte Diodörus (und wohl auch Hippocrates) der die Winde von den
Ausdünstungen grosser Wälder, Thäler, Flüsse und Seen herleitete. Seneca
u. A. reden von einem Ausathmungsprozess der Erde und lassen den
Wind dann entstehen, wenn die in den Höhlen und Gängen der Erde ein-
geschlossene Luft, durch unterirdisches Feuer verdünnt und ausgedehnt,
sich durch gewaltiges Stossen und Drängen einen Ausweg zu erzwingen
wisse. Nach Plinius endlich entsteht der Wind durch die unaufhörliche
Bewegung der Welt und den der Bewegung der Erde entgegengesetzten
Lauf der Gestirne, sow ie überhaupt durch den ungleichen Einfluss der Pla-
neten auf die Erde und das mannichfaltige Hin- und Herfahren ihrer Strah-
len. Die Winde, die blos in der untern Luftregion entstehen, haben alle
eine schräge Bewegung, sind anfangs schwach und gewinnen erst nach
und nach, je länger und weiter sie wehen, immer mehr Gewalt, besonders
wenn sie ihren Lauf durch enge Schluchten nehmen, legen sich aber, so-
bald starker Regen oder Hagel ein tritt. Nach dem Orte, woher sie wehen,
unterschied man Landwinde (unoyeioi., abogei venti), die vom Lande nach
der See, und Secw'inde (tqotiulol, altäni venti), die von der See nach dem
Lande zu wehen, dem Gradte ihrer Heftigkeit nach aber gewöhnliche Winde
(avepot, venti), Stürme (yeipwvfg, tivixicu, procellae) und Orkane (enve-
cpicu, tempestates foedae). Vom Winde ist übrigens der blosse Luftzug
(avqu, spiritus) wohl zu unterscheiden, der erst zum Winde wird,
wenn sich die an mehrern Orten aufgeregte Luft zu einem Stosse nach
■einer Seite hin vereinigt hat. Der Wirbelwind (xvcpdiv, nrqoßixog,
turbo, typhon, oder, wenn er feurig ist, nq^oxyp, prester, turbo igneus)
entsteht entweder (nach Aristoteles u. A.) dann, wenn ein Sturm
oder Orkan in den untern Luftregionen durch einen ihm entgegen w ehen-
den Wind oder sonst heftigen Widerstand findet, w’o er denn auch die
Wolke, in der er sich bildet, und Alles, was ihm auf seinem Gange auf-
stösst, mit sich fortreisst; oder (nach Sene'ca u. A.) wenn ein heftiger
Wind an einen Felsen oder andern Widerstand leistenden Gegenstand auf
der Erde anstösst, wodurch die Luft, gleich den an einen Felsen anschla-
genden Wogen, in eine wirbelnde Bewegung geräth, ja, wenn diese Be-
wegung lange anhält, sich sogar entzündet, und so zum feurigen Prester
wird. (Nach der Meinung Vieler hat er ganz denselben Grund, wie das
Gewitter, so dass die schnellere Wirkung des Zusammenstossens der Wol-
ken den Blitz, die langsamere den heissen Wirbelwind hervorbringe). Mit
ihm verwandt ist die Wasserhose (oiqcor, typhon, columna). Nach Theo-
phrastus und Gellius nämlich prallt der Wirbelwind von der Erde oder dem
Wasser, auf das er herabstürzt und das er nicht durchdringen kann, ab,
und hebt dann auf dem Lande Erde, Steine, Holz u. s. w\, selbst Thiere
und Menschen , auf der See aber das Wasser und die Schiffe mit sich
Forbiger, Leitfaden. Q