1850 -
Leipzig
: Mayer
- Autor: Forbiger, Albert
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Zweiter Theil.
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§. 62. G e s c li ic h lli c h e Verhältnisse. Bewohner. Ein-
teilung.
Die ältesten Bewohner Kleinasiens scheinen syrischen Stammes ge-
wesen zu sein. Zu diesem Urvolke kamen schon in früher Zeit fremde Ein-
wanderer theils ans W. (Thracier und Pelasger), theils aus 0. (Phönicier,
Assyrier u. s. w.), vielleicht selbst Aegvpter aus S., die nun, mit jenen
mehr oder weniger vermischt, verschiedene Stämme bildeten, unter welchen
die Cappadocier, Cilicier, Pamphylier, Pisidier und Paphlagonier den syri-
schen, die Phrygier, Carier und Mäonier (später Lydier) den armenischen,
die Mysier (Teuerer) und Bithynier den thracischen Ursprung am deutlich-
sten zu verralhen scheinen, obgleich die wahre Abkunft der meisten dieser
Völkerschaften noch immer gr ossen Zweifeln unterworfen ist. Die Pelasger
wohnten in einzelnen zerstreuten Niederlassungen längs der Westküste,
und die Phönicier in den Handelsstädten der Südküste, namentlich Cariens,
während im N0. des Landes am Pontus Euxinus wahrscheinlich vom Cauca-
sus her eingewanderte , von allen bisher genannten Stämmen wesentlich
verschiedene scvthische Völkerschaften hausten. In den Zeitraum von
1100 — 1000 v. Chr. fallen die höchst wichtigen, durch die Rückkehr der
Herakliden nach Griechenland veranlassten, Niederlassungen der Hellenen
in Kleinasien, indem Aeolier, Dorier und Ionier fast die ganze Westküste
desselben besetzten und hier eine Menge der blühendsten Pflanzslädte
(Phocäa, Smyrna, Ephesus, Miletus, Halicarnassus, Cnidus u. s. w.) grün-
deten, so dass nun diese Küstenstriche von Mysien, Lydien und Carien die
Namen Aeolis, Ionia und Doris bekamen, mit welchen jedoch nie besondre
Provinzen Kleinasiens bezeichnet werden. Endlich erfolgte noch um’s J.
278 v. Chr. die Einwanderung celtischer oder gallischer Stämme (nament-
lich der Tectosager, Tolislobojer und Trocmer), die sich in ganz Vorder-
asien ausbreiteten , nach und nach aber auf immer engere Grenzen be-
schränkt, und endlich nur noch auf das Land zwischen dem Sangarius und
Halys oder das eigentliche Galatien der spätem Zeit beschränkt waren.
So finden wir denn zur Zeit der römischen Herrschaft in Kleinasien fol-
gende Hauptstämme: I. Semitischer Volksstamm; a) syrische Stämme:
Cilices, Cappadöces, Pamphylii, Pisidae und (wenigstens zum Theil) Paphla-
gönes und Lvcii (deren syrische Abkunft jedoch von Manchen noch be-
zweifelt wird), b) Phöritces (in den Seestädten der Südküste). Ii. Arme-
nischer Volksstamm : Armenii, Phryges, Cares, Ly di (sonst Maeönes), wel-
chen letzteren 3 Völkerschaften von Andern als altphrygischem Volksstamme
eine thracische Abkunft zugeschriehen wird. Iii. Thracischer Volksstamm:
Mvsi (mit denteukrern) und Bilhynii, vielleicht auch die Heneti in Paphla-
gonien. Iv. Pelasgisch - hellenischer Volksstamm: Pelasgi und Leleges,
später die hellenischen lönes , Aeöles und Dores. V. Scythische Volks-
stämme : Macrönes, Chalyhes, Drillae, Tihareni und eine Menge andrer
kleiner Volksstämme am Pontus Euxinus. Vi. Celtischer Volksstamm:
Galätae. (Vgl. §. 52.) In Kleinasien, das wohl schon seit 1230 v. Chr.
einen Theil des grossen assyrischen Reichs gebildet hatte, finden wir in
der vorpersischen Periode namentlich folgende 5 selbstständige Reiche :
das der Sage nach vom Nannacus gegründete und vom Crösus dem lydi-