1850 -
Leipzig
: Mayer
- Autor: Forbiger, Albert
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Zweiter Theil.
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viel Schildpatt), Schlangen von den verschiedensten Arten, Skorpione, Pa-
pagoyen u. andre Vögel mit herrlichem, bunten Gefieder, Wiedehopfe,
Kraniche, Perlenmuscheln, Cochenille, Seidenraupen u. s. w., aus dem
Pflanzenreiche alle Arten von Getreide, besonders Waizen und Gerste,
Flachs, Hirse, Reis, Sesam, Feigen, Datteln u. andre Südfrüchte, Wein,
Banianenbäume von ungeheurer Grösse, Kokuspalmen, Buchsbaum, Ebenholz,
eine Menge Bauholz aller Art, namentlich treffliches Schiffbauholz, Zucker-
rohr, Bambus und andres Schilfrohr von gewaltiger Grösse, Baumwollen-
u. Papyrusstauden, Zimmt, Pfeffer u. andre Gewürze, Betel (?), Weih-
rauch, Myrrhen, Mastix, Cassia, Kardamomen, Sandelholz, Narde, Kostus,
Bdellion, Kampher (?), Indigo u. s. w., aus dem Mineralreiche Edelsteine,
besonders Diamanten, Smaragden, Rubine, Sapphire, Onyxe, Lapis Lazuli
u. a., Gold, Silber, Eisen, Zinn, Krystall, Steinsalz u. s. w. Die Haupt-
erzeugnisse der Industrie waren seidne Stoffe , feine Baumwollengewebe
(Musseline, nach Maauxla od. Masulipatam benannt, Tülls, rvxu u. bunt
gedruckte Zitze) u. kunstreiche Metallarbeiten. Mit allen diesen Natur- u.
Kunsterzeugnissen trieben die Indier bedeutenden Handel. Das Volk
selbst, die Indi flvdoi, welcher Name aus Sindhu, d. i. Anwohner des
Sindh od. Indus entstanden ist), eins der ältesten Völker der Erde, von
welchem die Kultur aller andern ausgegangen zu sein scheint, und das
schon von den Alten für Autochthonen angesehen wurde, lebte, in einzelne,
grösstentheils wohl monarchische Staaten getheilt, lange Zeit in glücklicher
Verborgenheit, bis Alexander d. Gr. durch seinen Einfall in Indien den
Frieden u. die Unabhängigkeit des harmlosen Volkes störte, dadurch aber
freilich auch zuerst das Land dem Forschungsgeiste des Westens erschloss.
Doch kam er nicht über den Hyphasis (s. oben), also nicht über das Pend-
jab hinaus, und konnte sich nicht in Indien behaupten. Glücklicher in seinen
Unternehmungen gegen dieses Land war Seleucus Nicätor, dem es gelang
bis an den Ganges vorzudringen und dauernde Verbindungen mit Indien
anzuknüpfen. Diesen beiden Eroberern u. den von ihnen veranstalteten
Entdeckungsreisen (vgl. S. 6) verdanken wir fast alle unsre Kenntnisse
des alten Indiens. Später dehnten die griech. Könige des neuen bactrischen
Reiches ihre Eroberungen über einen Theil des westl. Indiens aus; allein
das bactrische Reich ging bereits im J. 140 v. Chr. theils durch die Par-
ther, theils durch die Scythen zu Grunde, u. so finden wir denn im 2. Jahrh.
nach Chr. den Westen Indiens längs des ganzen Laufes des Indus in den
Händen dieser beiden Völker, und Plol. nennt daher diesen Landstrich In-
doscythia (dvdooxvx) la) u. Cosmas (in der Milte des 6. Jahrh.) kennt
schon weisse Hunnen od. Mongolen als Bewohner despendjab, welche spä-
ter unter Tschingiskhan fast ganz Indien ihrer Herrschaft unterwarfen, seit
welcher Zeit das Land den Blicken der Europäer bis in die neueren Zeiten
herab und bis zur Gründung der engl.-ostindischen Compagnie fast gänzlich
entzogen blieb. Die Indier, nach den Ansichten der Alten das zahlreichste
Volk der ganzen Erde, über dessen Sitten, Gebräuche und Einrichtungen
uns die Alten schon viele interessante Mitlheilungen machen, zerfielen in
eine Menge einzelner Volke rscha ft en, u. besassen eine grosse Anzahl
zum Theil sehr bedeutender Städte. Die wichtigsten derselben waren
folgende: A. in India extra Gangem: der südlichste Theil Hinterindiens