1850 -
Leipzig
: Mayer
- Autor: Forbiger, Albert
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Zweiter Theil.
einen unterirdischen Zusammenhang mit dem Fl. Alpheus im Peloponnes
haben sollte] u. die Cyane ^Kvoivy, noch j. Ciana) ganz in der Nähe der-
selben Stadt, deren Wasser in den Anapus fällt, berühmt. Ueber die un-
gemeine Fruchtbarkeit der Insel, der Kornkammer Roms, herrschte bei
den Alten nur eine Stimme. Hinsichtlich der Produkte zeigt der nördl.
Theil der Insel eine grosse Verwandtschaft mit Unteritalien, der südliche
aber mit der Nordküste Africa’s. Die Hauptausfuhrartikel waren Getreide,
besonders trefflicher Weizen, Schlachtvieh, Häute, Wolle, Honig, Wachs,
Safran, Südfrüchte aller Art, Wein (besonders der Mamerliner bei Mes-
sana) u. Oel, andre Produkte aber Abrotonum, Mangold [beta) , Cactus,
Zwergpalmen, Erdpech, Marienglas, gute Kreide, eine als Arzneimittel
gebrauchte Erdart, essbare Schnecken u. s. w. Nächst dem Ackerbaue
wurde auch die Viehzucht sehr stark betrieben, namentlich auch die Pferde-
zucht. Als die ältesten Bewohner der Insel nennt uns die Mythe die
Cyclopes (Kvy.x(j)Ttfg) u. Laestrygönes (Aiaotovyoviq), die wirkliche Ge-
schichte aber führt als solche die aus Italien eingewanderten u. höchst
wahrsch. aus Gallien stammenden Sicäni (Eixuvol) od. Sicüli (Eixexol)
auf,*) zu denen sich später Cretenses u. Elymi ('Exvyoi), eiu Häuflein flüch-
tiger Trojaner gesellten, welche aber beide bald mit den Siculi zu einem
Volke verschmolzen zu sein scheinen. Ungleich w ichtiger wraren die Einw an-
derungen der Phoenicier u. Hellenen (seit 736 v. Chr.), welche an allen
Küsten der Insel (erstere namentlich an der Westküste, letztere zuerst an
der Ost-, dann auch an der Süd- u. zuletzt seihst an der Nordküste) theils
Handelsfaktoreien, theils blühende Pflanzstädte gründeten, u. von welchen
letztere überhaupt das herrschende Volk auf derselben wurden, in meh-
rern dieser griech. Kolonien traten später Tyrannen auf, unter denen die
von Syracusae die grösste Macht u. die Herrschaft über einen grossen
Theil der Insel erlangten, welche sie später mit den Carthaginiensern thei-
len mussten , die sich schon seit 480 v. Chr. auf derselben festzusetzen
versucht hatten, u. durch die Eroberung von Selinus 409 v. Chr. wirklich
in den Besitz des westlichem Theils der Insel gelangten, bis sie endlich im
1. punischen Kriege durch die Römer vertrieben wurden, in deren Hände
jetzt der Besitz der Westhälfte der Insel überging, die von ihnen, nach-
dem sie auch noch das Reich von Syrakus erobert hatten, im J. 210 v.
Chr. in eine förmliche röm. Provinz (die erste des röm. Reichs) verwandelt
wurde. So gesellte sich denn nun auch eine Menge von Römern zu der
Bevölkerung der Insel, u. diese bestand jetzt aus 3 Hauptelementen, dem
siculischen (d. h. celtischen) , griechischen u. römischen , deren Unter-
schied jedoch unter der röm. Herrschaft nach u. nach fast völlig verwischt
wurde. Die bedeutendsten Städte Siciliens waren: a) an der Ostküste:
Messäna (Meooavcc, gewöhnlicher Meooyvy, j. Messina) am Fretum Si-
culum, früher als siculische Stadt Zancle (Zayxxy), später von Griechen
eingenommen u. nach der Ansiedelung von Messeniern aus Rhegium M.
genannt, blühende See- u. Handelsst. mit trefflichem Hafen u. fester Cita-
*) Beide Namen sind identisch, wenn es auch scheint, als ob man eine dop-
pelte Einwanderung von 2 Haufen derselben Völkerschaft, eine frühere als Si-
cani u. eine spätere als Siculi, annehmen müsse. Der Name ^ixsluwzai bezeich-
nete blos die in Sicilien wohnenden Griechen.